Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785.

Bild:
<< vorherige Seite

herumkriechen lassen, so faellt die aeusserliche
Veranlassung, folglich auch die traurige Wir-
kung, weg.

Zweytens setzt mich der letztere Theil
dieses Zeugnisses in die Nothwendigkeit, ei-
ne Behauptung, die ich in der vor kurzen
ausgegebenen Schrift: ists recht über die
heimlichen Sünden der Jugend öffentlich
zu schreiben?
aeusserte, wieder zurück zu
nehmen. Sie ist diese: dass diese Art von
Ausschweifungen im Ehestande nicht erler-
net würde. Denn dieses Zeugniss beweisst
das Gegentheil.

Ohne Zweifel wird man mir den Ein-
wurf machen, dass es Dörfer gebe, wo diese
Sünden eben so, wie in Staedten, im Schwan-
ge giengen. Ach leider muss ieh auch diess
eingestehen. Aber wie sind sie dahin gekom-
men? Ein Geistlicher auf dem Lande klag-
te mir einmal mit Wehmuth, dass diese
Seuche seine ganze Gemeine angesteckt habe.
Als ich ihm darüber meine Verwunderung

bezeugte

herumkriechen laſſen, ſo fællt die æuſſerliche
Veranlaſſung, folglich auch die traurige Wir-
kung, weg.

Zweytens ſetzt mich der letztere Theil
dieſes Zeugniſſes in die Nothwendigkeit, ei-
ne Behauptung, die ich in der vor kurzen
ausgegebenen Schrift: iſts recht über die
heimlichen Sünden der Jugend öffentlich
zu ſchreiben?
æuſſerte, wieder zurück zu
nehmen. Sie iſt dieſe: daſs dieſe Art von
Ausſchweifungen im Eheſtande nicht erler-
net würde. Denn dieſes Zeugniſs beweiſst
das Gegentheil.

Ohne Zweifel wird man mir den Ein-
wurf machen, daſs es Dörfer gebe, wo dieſe
Sünden eben ſo, wie in Stædten, im Schwan-
ge giengen. Ach leider muſs ieh auch dieſs
eingeſtehen. Aber wie ſind ſie dahin gekom-
men? Ein Geiſtlicher auf dem Lande klag-
te mir einmal mit Wehmuth, daſs dieſe
Seuche ſeine ganze Gemeine angeſteckt habe.
Als ich ihm darüber meine Verwunderung

bezeugte
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0103" n="93"/>
herumkriechen la&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o fællt die æu&#x017F;&#x017F;erliche<lb/>
Veranla&#x017F;&#x017F;ung, folglich auch die traurige Wir-<lb/>
kung, weg.</p><lb/>
          <p>Zweytens &#x017F;etzt mich der letztere Theil<lb/>
die&#x017F;es Zeugni&#x017F;&#x017F;es in die Nothwendigkeit, ei-<lb/>
ne Behauptung, die ich in der vor kurzen<lb/>
ausgegebenen Schrift: <hi rendition="#i">i&#x017F;ts recht über die<lb/>
heimlichen Sünden der Jugend öffentlich<lb/>
zu &#x017F;chreiben?</hi> æu&#x017F;&#x017F;erte, wieder zurück zu<lb/>
nehmen. Sie i&#x017F;t die&#x017F;e: da&#x017F;s die&#x017F;e Art von<lb/>
Aus&#x017F;chweifungen im Ehe&#x017F;tande nicht erler-<lb/>
net würde. Denn die&#x017F;es Zeugni&#x017F;s bewei&#x017F;st<lb/>
das Gegentheil.</p><lb/>
          <p>Ohne Zweifel wird man mir den Ein-<lb/>
wurf machen, da&#x017F;s es Dörfer gebe, wo die&#x017F;e<lb/>
Sünden eben &#x017F;o, wie in Stædten, im Schwan-<lb/>
ge giengen. Ach leider mu&#x017F;s ieh auch die&#x017F;s<lb/>
einge&#x017F;tehen. Aber wie &#x017F;ind &#x017F;ie dahin gekom-<lb/>
men? Ein Gei&#x017F;tlicher auf dem Lande klag-<lb/>
te mir einmal mit Wehmuth, da&#x017F;s die&#x017F;e<lb/>
Seuche &#x017F;eine ganze Gemeine ange&#x017F;teckt habe.<lb/>
Als ich ihm darüber meine Verwunderung<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">bezeugte</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[93/0103] herumkriechen laſſen, ſo fællt die æuſſerliche Veranlaſſung, folglich auch die traurige Wir- kung, weg. Zweytens ſetzt mich der letztere Theil dieſes Zeugniſſes in die Nothwendigkeit, ei- ne Behauptung, die ich in der vor kurzen ausgegebenen Schrift: iſts recht über die heimlichen Sünden der Jugend öffentlich zu ſchreiben? æuſſerte, wieder zurück zu nehmen. Sie iſt dieſe: daſs dieſe Art von Ausſchweifungen im Eheſtande nicht erler- net würde. Denn dieſes Zeugniſs beweiſst das Gegentheil. Ohne Zweifel wird man mir den Ein- wurf machen, daſs es Dörfer gebe, wo dieſe Sünden eben ſo, wie in Stædten, im Schwan- ge giengen. Ach leider muſs ieh auch dieſs eingeſtehen. Aber wie ſind ſie dahin gekom- men? Ein Geiſtlicher auf dem Lande klag- te mir einmal mit Wehmuth, daſs dieſe Seuche ſeine ganze Gemeine angeſteckt habe. Als ich ihm darüber meine Verwunderung bezeugte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/103
Zitationshilfe: Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/103>, abgerufen am 27.04.2024.