Sailer, Johann Michael: Über den Selbstmord. München, 1785.Von den Bewahrungsmitteln etc. Sprache der christlichen Weisheit. Vergöttert und verdammet nicht. Nur Einer ist's, deß Hand die Wage hält -- Wer tollkühn diesem in die Wage fällt, Den trift des Richters scharf Gericht. 3. Lerne anbeten. In Gottes großer "Herr! ists möglich, daß ein Ver- 4. Wer da steht, der sehe zu, daß er Men- O 2
Von den Bewahrungsmitteln ꝛc. Sprache der chriſtlichen Weisheit. Vergoͤttert und verdammet nicht. Nur Einer iſt’s, deß Hand die Wage haͤlt — Wer tollkuͤhn dieſem in die Wage faͤllt, Den trift des Richters ſcharf Gericht. 3. Lerne anbeten. In Gottes großer „Herr! iſts moͤglich, daß ein Ver- 4. Wer da ſteht, der ſehe zu, daß er Men- O 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0223" n="211"/> <fw place="top" type="header">Von den Bewahrungsmitteln ꝛc.</fw><lb/> <p><hi rendition="#fr">Sprache der chriſtlichen Weisheit</hi>.</p><lb/> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#fr">Vergoͤttert</hi> und <hi rendition="#fr">verdammet</hi> nicht.</l><lb/> <l>Nur Einer iſt’s, deß Hand die Wage haͤlt —</l><lb/> <l>Wer tollkuͤhn dieſem in die Wage faͤllt,</l><lb/> <l>Den trift des Richters ſcharf Gericht.</l> </lg> </div><lb/> <div n="3"> <head>3.</head><lb/> <p><hi rendition="#fr">Lerne anbeten</hi>. In Gottes großer<lb/> Familie giebt es ſo manche Auftritte, wo<lb/><hi rendition="#fr">Schweigen</hi> und <hi rendition="#fr">Anbeten</hi> Weisheit iſt.</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">„Herr! iſts moͤglich, daß ein Ver-<lb/> nunſtgeſchoͤpf deiner Hand ſo tief ſinken<lb/> kann? Was iſt doch der Menſch, den<lb/> Du gebaut? Wer forſchet den Weg, den<lb/> Du die Deinen fuͤhreſt? Abgrund! Ab-<lb/> grund! laßt uns hinfallen und anbeten!“</hi><lb/> Dieß iſt nicht ſelten das große <hi rendition="#g"><hi rendition="#fr">Eine</hi></hi>, was<lb/> uns bey ſo auſſerordentlichen Begebenhei-<lb/> ten das Mark durchſchauert.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>4.</head><lb/> <p><hi rendition="#fr">Wer da ſteht, der ſehe zu, daß er<lb/> nicht falle</hi>. Denn der gefallen iſt, ſtand<lb/> vor kurzem noch. O, wie finde ich den<lb/> <fw place="bottom" type="sig">O 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Men-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [211/0223]
Von den Bewahrungsmitteln ꝛc.
Sprache der chriſtlichen Weisheit.
Vergoͤttert und verdammet nicht.
Nur Einer iſt’s, deß Hand die Wage haͤlt —
Wer tollkuͤhn dieſem in die Wage faͤllt,
Den trift des Richters ſcharf Gericht.
3.
Lerne anbeten. In Gottes großer
Familie giebt es ſo manche Auftritte, wo
Schweigen und Anbeten Weisheit iſt.
„Herr! iſts moͤglich, daß ein Ver-
nunſtgeſchoͤpf deiner Hand ſo tief ſinken
kann? Was iſt doch der Menſch, den
Du gebaut? Wer forſchet den Weg, den
Du die Deinen fuͤhreſt? Abgrund! Ab-
grund! laßt uns hinfallen und anbeten!“
Dieß iſt nicht ſelten das große Eine, was
uns bey ſo auſſerordentlichen Begebenhei-
ten das Mark durchſchauert.
4.
Wer da ſteht, der ſehe zu, daß er
nicht falle. Denn der gefallen iſt, ſtand
vor kurzem noch. O, wie finde ich den
Men-
O 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/sailer_selbstmord_1785 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/sailer_selbstmord_1785/223 |
Zitationshilfe: | Sailer, Johann Michael: Über den Selbstmord. München, 1785, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sailer_selbstmord_1785/223>, abgerufen am 24.02.2025. |