Zweites Capitel. Die künstlichen Systeme und die Nomenclatur der Organe von Caesalpin bis auf Linne. 1583-1760.
Während sich die Botanik bei den Deutschen und Nieder- ländern in der beschriebenen Art entwickelte, und lange bevor dieser Entwicklungsproceß in C. Bauhin seinen Abschluß fand, legte Andrea Caesalpino in Italien den Grund, auf welchem im 17. und bis tief in das 18. Jahrhundert hinein die weitere Entwicklung der beschreibenden Botanik sich vollziehen sollte; was im 17. Jahrhundert in Deutschland, England, Frankreich zur Förderung der Morphologie und Systematik geschah, knüpfte eng an Caesalpin's Grundsätze an, sei es, daß man dieselben annahm und benutzte, sei es daß man sie zu widerlegen suchte. Nach und nach wurde dieser Zusammenhang allerdings lockerer und weniger kenntlich, durch neue Gesichtspunkte und Erweiterung des Beobachtungsmaterials verdeckt; aber selbst bei Linne tritt die Anschauungsweise Caesalpin's bezüglich der theoretischen Grundlagen der Systematik und in den Ansichten über das Wesen der Pflanze überhaupt noch so deutlich hervor, daß, wer Caesalpin gelesen hat, bei der Lectüre von Linne's "Fundamenten" oder seiner Philosophia botanica häufig genug auf Reminiscenzen, ja auf aus jenem entnommene Sätze stößt. Wie wir in Cas- par Bauhin den Abschluß der mit Fuchs und Bock beginnen- den Entwicklungsreihe fanden, können wir Linne als den be- trachten, der das von Caesalpin gegründete Lehrgebäude völlig ausbaute und zur Vollendung brachte.
Die künſtlichen Syſteme und die Nomenclatur
Zweites Capitel. Die künſtlichen Syſteme und die Nomenclatur der Organe von Caeſalpin bis auf Linné. 1583-1760.
Während ſich die Botanik bei den Deutſchen und Nieder- ländern in der beſchriebenen Art entwickelte, und lange bevor dieſer Entwicklungsproceß in C. Bauhin ſeinen Abſchluß fand, legte Andrea Caeſalpino in Italien den Grund, auf welchem im 17. und bis tief in das 18. Jahrhundert hinein die weitere Entwicklung der beſchreibenden Botanik ſich vollziehen ſollte; was im 17. Jahrhundert in Deutſchland, England, Frankreich zur Förderung der Morphologie und Syſtematik geſchah, knüpfte eng an Caeſalpin's Grundſätze an, ſei es, daß man dieſelben annahm und benutzte, ſei es daß man ſie zu widerlegen ſuchte. Nach und nach wurde dieſer Zuſammenhang allerdings lockerer und weniger kenntlich, durch neue Geſichtspunkte und Erweiterung des Beobachtungsmaterials verdeckt; aber ſelbſt bei Linné tritt die Anſchauungsweiſe Caeſalpin's bezüglich der theoretiſchen Grundlagen der Syſtematik und in den Anſichten über das Weſen der Pflanze überhaupt noch ſo deutlich hervor, daß, wer Caeſalpin geleſen hat, bei der Lectüre von Linné's „Fundamenten“ oder ſeiner Philosophia botanica häufig genug auf Reminiscenzen, ja auf aus jenem entnommene Sätze ſtößt. Wie wir in Cas- par Bauhin den Abſchluß der mit Fuchs und Bock beginnen- den Entwicklungsreihe fanden, können wir Linné als den be- trachten, der das von Caeſalpin gegründete Lehrgebäude völlig ausbaute und zur Vollendung brachte.
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Die künſtlichen Syſteme und die Nomenclatur
Zweites Capitel.
Die künſtlichen Syſteme und die Nomenclatur der Organe
von Caeſalpin bis auf Linné.
1583-1760.
Während ſich die Botanik bei den Deutſchen und Nieder-
ländern in der beſchriebenen Art entwickelte, und lange bevor dieſer
Entwicklungsproceß in C. Bauhin ſeinen Abſchluß fand, legte
Andrea Caeſalpino in Italien den Grund, auf welchem im
17. und bis tief in das 18. Jahrhundert hinein die weitere
Entwicklung der beſchreibenden Botanik ſich vollziehen ſollte; was
im 17. Jahrhundert in Deutſchland, England, Frankreich zur
Förderung der Morphologie und Syſtematik geſchah, knüpfte eng
an Caeſalpin's Grundſätze an, ſei es, daß man dieſelben
annahm und benutzte, ſei es daß man ſie zu widerlegen ſuchte.
Nach und nach wurde dieſer Zuſammenhang allerdings lockerer
und weniger kenntlich, durch neue Geſichtspunkte und Erweiterung
des Beobachtungsmaterials verdeckt; aber ſelbſt bei Linné tritt
die Anſchauungsweiſe Caeſalpin's bezüglich der theoretiſchen
Grundlagen der Syſtematik und in den Anſichten über das Weſen
der Pflanze überhaupt noch ſo deutlich hervor, daß, wer Caeſalpin
geleſen hat, bei der Lectüre von Linné's „Fundamenten“ oder
ſeiner Philosophia botanica häufig genug auf Reminiscenzen,
ja auf aus jenem entnommene Sätze ſtößt. Wie wir in Cas-
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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/52>, abgerufen am 21.11.2024.
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