Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.64. "Herr Strauß, wenn ein Kamel du bist, so trage mir!" Ich bin ein Vogel. "Flieg!" Ich bin ein Trampelthier. 65. Ich muß dem Lügenden in seinem Hause glauben, Doch draußen muß er schon den Zweifel mir erlauben. 66. Wirfst du nach einem Hund, der hungrig ist, den Stein, So springt er darauf zu, und denkt es sei ein Bein. 67. Ein schlechter Jagdhund ist, der vorlaut bellend scheucht Das Wild, und athemlos dann hinterdrein ihm keucht. 68. Du hast die Spreu umsonst durchwühlt, wenn du nicht achtest Das einz'ge Korn, das du davon als Beute brachtest. 64. „Herr Strauß, wenn ein Kamel du biſt, ſo trage mir!“ Ich bin ein Vogel. „Flieg!“ Ich bin ein Trampelthier. 65. Ich muß dem Luͤgenden in ſeinem Hauſe glauben, Doch draußen muß er ſchon den Zweifel mir erlauben. 66. Wirfſt du nach einem Hund, der hungrig iſt, den Stein, So ſpringt er darauf zu, und denkt es ſei ein Bein. 67. Ein ſchlechter Jagdhund iſt, der vorlaut bellend ſcheucht Das Wild, und athemlos dann hinterdrein ihm keucht. 68. Du haſt die Spreu umſonſt durchwuͤhlt, wenn du nicht achteſt Das einz'ge Korn, das du davon als Beute brachteſt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0089" n="79"/> <div n="2"> <head>64.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>„Herr Strauß, wenn ein Kamel du biſt, ſo trage mir!“</l><lb/> <l>Ich bin ein Vogel. „Flieg!“ Ich bin ein Trampelthier.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>65.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Ich muß dem Luͤgenden in ſeinem Hauſe glauben,</l><lb/> <l>Doch draußen muß er ſchon den Zweifel mir erlauben.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>66.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Wirfſt du nach einem Hund, der hungrig iſt, den Stein,</l><lb/> <l>So ſpringt er darauf zu, und denkt es ſei ein Bein.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>67.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Ein ſchlechter Jagdhund iſt, der vorlaut bellend ſcheucht</l><lb/> <l>Das Wild, und athemlos dann hinterdrein ihm keucht.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>68.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Du haſt die Spreu umſonſt durchwuͤhlt, wenn du nicht achteſt</l><lb/> <l>Das einz'ge Korn, das du davon als Beute brachteſt.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [79/0089]
64.
„Herr Strauß, wenn ein Kamel du biſt, ſo trage mir!“
Ich bin ein Vogel. „Flieg!“ Ich bin ein Trampelthier.
65.
Ich muß dem Luͤgenden in ſeinem Hauſe glauben,
Doch draußen muß er ſchon den Zweifel mir erlauben.
66.
Wirfſt du nach einem Hund, der hungrig iſt, den Stein,
So ſpringt er darauf zu, und denkt es ſei ein Bein.
67.
Ein ſchlechter Jagdhund iſt, der vorlaut bellend ſcheucht
Das Wild, und athemlos dann hinterdrein ihm keucht.
68.
Du haſt die Spreu umſonſt durchwuͤhlt, wenn du nicht achteſt
Das einz'ge Korn, das du davon als Beute brachteſt.
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