Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.54. Du triumfirest, daß der Wolf ist hingestreckt, Doch weißt du, im Gebüsch was für ein Tiger steckt? 55. Ich habe meinen Sinn, das Glück hat seinen Kopf, Und wer ihn durchsetzt, schilt den andern einen Tropf. 56. Der Feige, der gezeigt den Rücken in der Schlacht, Kann nie sein Angesicht mehr zeigen unverlacht. 57. Der Schäfer ließ sein Schaf die besten Kräuter essen, Zum Dank hat es das Brot ihm aus dem Sack gefressen. 58. Man muß den Todten doch, wie lieb er sei, begraben; Das Leben kann den Tod bei sich im Haus nicht haben. 54. Du triumfireſt, daß der Wolf iſt hingeſtreckt, Doch weißt du, im Gebuͤſch was fuͤr ein Tiger ſteckt? 55. Ich habe meinen Sinn, das Gluͤck hat ſeinen Kopf, Und wer ihn durchſetzt, ſchilt den andern einen Tropf. 56. Der Feige, der gezeigt den Ruͤcken in der Schlacht, Kann nie ſein Angeſicht mehr zeigen unverlacht. 57. Der Schaͤfer ließ ſein Schaf die beſten Kraͤuter eſſen, Zum Dank hat es das Brot ihm aus dem Sack gefreſſen. 58. Man muß den Todten doch, wie lieb er ſei, begraben; Das Leben kann den Tod bei ſich im Haus nicht haben. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0087" n="77"/> <div n="2"> <head>54.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Du triumfireſt, daß der Wolf iſt hingeſtreckt,</l><lb/> <l>Doch weißt du, im Gebuͤſch was fuͤr ein Tiger ſteckt?</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>55.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Ich habe meinen Sinn, das Gluͤck hat ſeinen Kopf,</l><lb/> <l>Und wer ihn durchſetzt, ſchilt den andern einen Tropf.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>56.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Der Feige, der gezeigt den Ruͤcken in der Schlacht,</l><lb/> <l>Kann nie ſein Angeſicht mehr zeigen unverlacht.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>57.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Der Schaͤfer ließ ſein Schaf die beſten Kraͤuter eſſen,</l><lb/> <l>Zum Dank hat es das Brot ihm aus dem Sack gefreſſen.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>58.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Man muß den Todten doch, wie lieb er ſei, begraben;</l><lb/> <l>Das Leben kann den Tod bei ſich im Haus nicht haben.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [77/0087]
54.
Du triumfireſt, daß der Wolf iſt hingeſtreckt,
Doch weißt du, im Gebuͤſch was fuͤr ein Tiger ſteckt?
55.
Ich habe meinen Sinn, das Gluͤck hat ſeinen Kopf,
Und wer ihn durchſetzt, ſchilt den andern einen Tropf.
56.
Der Feige, der gezeigt den Ruͤcken in der Schlacht,
Kann nie ſein Angeſicht mehr zeigen unverlacht.
57.
Der Schaͤfer ließ ſein Schaf die beſten Kraͤuter eſſen,
Zum Dank hat es das Brot ihm aus dem Sack gefreſſen.
58.
Man muß den Todten doch, wie lieb er ſei, begraben;
Das Leben kann den Tod bei ſich im Haus nicht haben.
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