Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.

Bild:
<< vorherige Seite
Und fragst du endlich: Was kommt für der Menschheit Heil
Dabei heraus? das ist des Buches schwächster Theil.
Rein schön, das ist es nicht, und minder noch rein wahr,
Rein gut am wenigsten, ein Zwitter ganz und gar.

95.
Du fragst, warum die Welt uns so gar ungleich hält,
Daß alles ihr an dem, am andern nichts gefällt.
Was hilft es, junger Freund, dagegen sich erboßen?
Ihr Kopf ist hart genug, dran unsern einzustoßen.
Die Welt auf ihre Art übt auch in ihren Sachen
Gerechtigkeit, du mußt dir nur gerecht sie machen.
An wen sie einmal glaubt, dem wird sie viel verzeihn;
Wo sie noch zweifelt, wird sie über alles schrei'n.
Drum lerne nur vorerst ihr Zutraun zu verdienen,
Bis sie gehorchen dir, bequeme du dich ihnen.

Und fragſt du endlich: Was kommt fuͤr der Menſchheit Heil
Dabei heraus? das iſt des Buches ſchwaͤchſter Theil.
Rein ſchoͤn, das iſt es nicht, und minder noch rein wahr,
Rein gut am wenigſten, ein Zwitter ganz und gar.

95.
Du fragſt, warum die Welt uns ſo gar ungleich haͤlt,
Daß alles ihr an dem, am andern nichts gefaͤllt.
Was hilft es, junger Freund, dagegen ſich erboßen?
Ihr Kopf iſt hart genug, dran unſern einzuſtoßen.
Die Welt auf ihre Art uͤbt auch in ihren Sachen
Gerechtigkeit, du mußt dir nur gerecht ſie machen.
An wen ſie einmal glaubt, dem wird ſie viel verzeihn;
Wo ſie noch zweifelt, wird ſie uͤber alles ſchrei'n.
Drum lerne nur vorerſt ihr Zutraun zu verdienen,
Bis ſie gehorchen dir, bequeme du dich ihnen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <l>
              <pb facs="#f0334" n="324"/>
            </l>
            <lg n="5">
              <l>Und frag&#x017F;t du endlich: Was kommt fu&#x0364;r der Men&#x017F;chheit Heil</l><lb/>
              <l>Dabei heraus? das i&#x017F;t des Buches &#x017F;chwa&#x0364;ch&#x017F;ter Theil.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="6">
              <l>Rein &#x017F;cho&#x0364;n, das i&#x017F;t es nicht, und minder noch rein wahr,</l><lb/>
              <l>Rein gut am wenig&#x017F;ten, ein Zwitter ganz und gar.</l>
            </lg><lb/>
            <l/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>95.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l/>
            <lg n="1">
              <l>Du frag&#x017F;t, warum die Welt uns &#x017F;o gar ungleich ha&#x0364;lt,</l><lb/>
              <l>Daß alles ihr an dem, am andern nichts gefa&#x0364;llt.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Was hilft es, junger Freund, dagegen &#x017F;ich erboßen?</l><lb/>
              <l>Ihr Kopf i&#x017F;t hart genug, dran un&#x017F;ern einzu&#x017F;toßen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Die Welt auf ihre Art u&#x0364;bt auch in ihren Sachen</l><lb/>
              <l>Gerechtigkeit, du mußt dir nur gerecht &#x017F;ie machen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>An wen &#x017F;ie einmal glaubt, dem wird &#x017F;ie viel verzeihn;</l><lb/>
              <l>Wo &#x017F;ie noch zweifelt, wird &#x017F;ie u&#x0364;ber alles &#x017F;chrei'n.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Drum lerne nur vorer&#x017F;t ihr Zutraun zu verdienen,</l><lb/>
              <l>Bis &#x017F;ie gehorchen dir, bequeme du dich ihnen.</l>
            </lg><lb/>
            <l/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[324/0334] Und fragſt du endlich: Was kommt fuͤr der Menſchheit Heil Dabei heraus? das iſt des Buches ſchwaͤchſter Theil. Rein ſchoͤn, das iſt es nicht, und minder noch rein wahr, Rein gut am wenigſten, ein Zwitter ganz und gar. 95. Du fragſt, warum die Welt uns ſo gar ungleich haͤlt, Daß alles ihr an dem, am andern nichts gefaͤllt. Was hilft es, junger Freund, dagegen ſich erboßen? Ihr Kopf iſt hart genug, dran unſern einzuſtoßen. Die Welt auf ihre Art uͤbt auch in ihren Sachen Gerechtigkeit, du mußt dir nur gerecht ſie machen. An wen ſie einmal glaubt, dem wird ſie viel verzeihn; Wo ſie noch zweifelt, wird ſie uͤber alles ſchrei'n. Drum lerne nur vorerſt ihr Zutraun zu verdienen, Bis ſie gehorchen dir, bequeme du dich ihnen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839/334
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839/334>, abgerufen am 21.12.2024.