Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.

Bild:
<< vorherige Seite
25.
Als du mich kamst zu sehn, war ich zu Hause nicht,
Und du verlorest mein Gespräch und mein Gesicht.
An allen beiden hast du nicht zuviel verloren;
Zum Sprechen bin ich nicht und nicht zum Sehn geboren.
Ein denkendes Gefühl, ein innerlicher Sang,
Ist alles was ich bin, was mir zu seyn gelang.
Und so, was an mir ist, send' ich zum Gruß dir nieder,
Das Echo meiner Brust, den Spiegel meiner Lieder.

26.
Du fühlst dich heim bei dir stiefmütterlich bedacht,
Zu wenig Frühlingstag, und zuviel Winternacht.
Der Menschheit Uebel schien' erträglich dir, wenn nur
Mit ihm nicht trät' in Bund das Uebel der Natur.
25.
Als du mich kamſt zu ſehn, war ich zu Hauſe nicht,
Und du verloreſt mein Geſpraͤch und mein Geſicht.
An allen beiden haſt du nicht zuviel verloren;
Zum Sprechen bin ich nicht und nicht zum Sehn geboren.
Ein denkendes Gefuͤhl, ein innerlicher Sang,
Iſt alles was ich bin, was mir zu ſeyn gelang.
Und ſo, was an mir iſt, ſend' ich zum Gruß dir nieder,
Das Echo meiner Bruſt, den Spiegel meiner Lieder.

26.
Du fuͤhlſt dich heim bei dir ſtiefmuͤtterlich bedacht,
Zu wenig Fruͤhlingstag, und zuviel Winternacht.
Der Menſchheit Uebel ſchien' ertraͤglich dir, wenn nur
Mit ihm nicht traͤt' in Bund das Uebel der Natur.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0293" n="283"/>
        <div n="2">
          <head>25.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l/>
            <lg n="1">
              <l>Als du mich kam&#x017F;t zu &#x017F;ehn, war ich zu Hau&#x017F;e nicht,</l><lb/>
              <l>Und du verlore&#x017F;t mein Ge&#x017F;pra&#x0364;ch und mein Ge&#x017F;icht.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>An allen beiden ha&#x017F;t du nicht zuviel verloren;</l><lb/>
              <l>Zum Sprechen bin ich nicht und nicht zum Sehn geboren.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Ein denkendes Gefu&#x0364;hl, ein innerlicher Sang,</l><lb/>
              <l>I&#x017F;t alles was ich bin, was mir zu &#x017F;eyn gelang.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Und &#x017F;o, was an mir i&#x017F;t, &#x017F;end' ich zum Gruß dir nieder,</l><lb/>
              <l>Das Echo meiner Bru&#x017F;t, den Spiegel meiner Lieder.</l>
            </lg><lb/>
            <l/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>26.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l/>
            <lg n="1">
              <l>Du fu&#x0364;hl&#x017F;t dich heim bei dir &#x017F;tiefmu&#x0364;tterlich bedacht,</l><lb/>
              <l>Zu wenig Fru&#x0364;hlingstag, und zuviel Winternacht.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Der Men&#x017F;chheit Uebel &#x017F;chien' ertra&#x0364;glich dir, wenn nur</l><lb/>
              <l>Mit ihm nicht tra&#x0364;t' in Bund das Uebel der Natur.</l>
            </lg><lb/>
            <l>
</l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[283/0293] 25. Als du mich kamſt zu ſehn, war ich zu Hauſe nicht, Und du verloreſt mein Geſpraͤch und mein Geſicht. An allen beiden haſt du nicht zuviel verloren; Zum Sprechen bin ich nicht und nicht zum Sehn geboren. Ein denkendes Gefuͤhl, ein innerlicher Sang, Iſt alles was ich bin, was mir zu ſeyn gelang. Und ſo, was an mir iſt, ſend' ich zum Gruß dir nieder, Das Echo meiner Bruſt, den Spiegel meiner Lieder. 26. Du fuͤhlſt dich heim bei dir ſtiefmuͤtterlich bedacht, Zu wenig Fruͤhlingstag, und zuviel Winternacht. Der Menſchheit Uebel ſchien' ertraͤglich dir, wenn nur Mit ihm nicht traͤt' in Bund das Uebel der Natur.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839/293
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839/293>, abgerufen am 30.12.2024.