Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.21. Du klagest, junger Freund, unfreundlich sei dein Haus, Und denkst dir mancherlei, dem abzuhelfen, aus. Ich rathe dir, hinein ein freundlich Weib zu führen, So wirst du Freundlichkeit in allen Ecken spüren. 22. O meine Blume, die dereinst mein Grab soll zieren, Wie zittert' ich! du warst mir nah dran zu erfrieren. Dem Gärtner Dank, der dich entrissen der Gefahr! Allein wie ist das Herz des Menschen undankbar: Gerettet seh' ich dich, doch nun seh' ich dich serben; Soll nie gesundes Roth die Wange mehr dir färben? So sah ich besser dich mit einmal sterben. 21. Du klageſt, junger Freund, unfreundlich ſei dein Haus, Und denkſt dir mancherlei, dem abzuhelfen, aus. Ich rathe dir, hinein ein freundlich Weib zu fuͤhren, So wirſt du Freundlichkeit in allen Ecken ſpuͤren. 22. O meine Blume, die dereinſt mein Grab ſoll zieren, Wie zittert' ich! du warſt mir nah dran zu erfrieren. Dem Gaͤrtner Dank, der dich entriſſen der Gefahr! Allein wie iſt das Herz des Menſchen undankbar: Gerettet ſeh' ich dich, doch nun ſeh' ich dich ſerben; Soll nie geſundes Roth die Wange mehr dir faͤrben? So ſah ich beſſer dich mit einmal ſterben. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0291" n="281"/> <div n="2"> <head>21.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Du klageſt, junger Freund, unfreundlich ſei dein Haus,</l><lb/> <l>Und denkſt dir mancherlei, dem abzuhelfen, aus.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Ich rathe dir, hinein ein freundlich Weib zu fuͤhren,</l><lb/> <l>So wirſt du Freundlichkeit in allen Ecken ſpuͤren.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>22.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>O meine Blume, die dereinſt mein Grab ſoll zieren,</l><lb/> <l>Wie zittert' ich! du warſt mir nah dran zu erfrieren.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Dem Gaͤrtner Dank, der dich entriſſen der Gefahr!</l><lb/> <l>Allein wie iſt das Herz des Menſchen undankbar:</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Gerettet ſeh' ich dich, doch nun ſeh' ich dich ſerben;</l><lb/> <l>Soll nie geſundes Roth die Wange mehr dir faͤrben?</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>So ſah ich beſſer dich mit einmal ſterben.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [281/0291]
21.
Du klageſt, junger Freund, unfreundlich ſei dein Haus,
Und denkſt dir mancherlei, dem abzuhelfen, aus.
Ich rathe dir, hinein ein freundlich Weib zu fuͤhren,
So wirſt du Freundlichkeit in allen Ecken ſpuͤren.
22.
O meine Blume, die dereinſt mein Grab ſoll zieren,
Wie zittert' ich! du warſt mir nah dran zu erfrieren.
Dem Gaͤrtner Dank, der dich entriſſen der Gefahr!
Allein wie iſt das Herz des Menſchen undankbar:
Gerettet ſeh' ich dich, doch nun ſeh' ich dich ſerben;
Soll nie geſundes Roth die Wange mehr dir faͤrben?
So ſah ich beſſer dich mit einmal ſterben.
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