Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.19. Ein Dichter ist ein Thor, der das der Welt zu zeigen Bemüht ist, was ihr sucht ein Weiser zu verschweigen. Was ihm am Herzen liegt, und er gradaus den Leuten Nicht sagen darf, weiß er verhüllend anzudeuten. Er hofft, sie sind nicht fein genug, es zu ergründen, Doch ärgern würd' es ihn, wenn sie ihn nicht verstünden. 20. Der Markt ist voll, die Welt will mit sich selbst verkehren; Der Nord kann nicht den Süd, der West den Ost entbehren. Laßt alles kommen, was die Fremde Fremdes hat, Und fügts zum Heimischen! ihm ist das kein Verrath. Nur holt von Nachbarn nicht, was wir erst ihnen gaben, Und borgt nicht, was wir längst im Hause besser haben! 19. Ein Dichter iſt ein Thor, der das der Welt zu zeigen Bemuͤht iſt, was ihr ſucht ein Weiſer zu verſchweigen. Was ihm am Herzen liegt, und er gradaus den Leuten Nicht ſagen darf, weiß er verhuͤllend anzudeuten. Er hofft, ſie ſind nicht fein genug, es zu ergruͤnden, Doch aͤrgern wuͤrd' es ihn, wenn ſie ihn nicht verſtuͤnden. 20. Der Markt iſt voll, die Welt will mit ſich ſelbſt verkehren; Der Nord kann nicht den Suͤd, der Weſt den Oſt entbehren. Laßt alles kommen, was die Fremde Fremdes hat, Und fuͤgts zum Heimiſchen! ihm iſt das kein Verrath. Nur holt von Nachbarn nicht, was wir erſt ihnen gaben, Und borgt nicht, was wir laͤngſt im Hauſe beſſer haben! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0290" n="280"/> <div n="2"> <head>19.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Ein Dichter iſt ein Thor, der das der Welt zu zeigen</l><lb/> <l>Bemuͤht iſt, was ihr ſucht ein Weiſer zu verſchweigen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Was ihm am Herzen liegt, und er gradaus den Leuten</l><lb/> <l>Nicht ſagen darf, weiß er verhuͤllend anzudeuten.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Er hofft, ſie ſind nicht fein genug, es zu ergruͤnden,</l><lb/> <l>Doch aͤrgern wuͤrd' es ihn, wenn ſie ihn nicht verſtuͤnden.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>20.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Der Markt iſt voll, die Welt will mit ſich ſelbſt verkehren;</l><lb/> <l>Der Nord kann nicht den Suͤd, der Weſt den Oſt entbehren.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Laßt alles kommen, was die Fremde Fremdes hat,</l><lb/> <l>Und fuͤgts zum Heimiſchen! ihm iſt das kein Verrath.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Nur holt von Nachbarn nicht, was wir erſt ihnen gaben,</l><lb/> <l>Und borgt nicht, was wir laͤngſt im Hauſe beſſer haben!</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [280/0290]
19.
Ein Dichter iſt ein Thor, der das der Welt zu zeigen
Bemuͤht iſt, was ihr ſucht ein Weiſer zu verſchweigen.
Was ihm am Herzen liegt, und er gradaus den Leuten
Nicht ſagen darf, weiß er verhuͤllend anzudeuten.
Er hofft, ſie ſind nicht fein genug, es zu ergruͤnden,
Doch aͤrgern wuͤrd' es ihn, wenn ſie ihn nicht verſtuͤnden.
20.
Der Markt iſt voll, die Welt will mit ſich ſelbſt verkehren;
Der Nord kann nicht den Suͤd, der Weſt den Oſt entbehren.
Laßt alles kommen, was die Fremde Fremdes hat,
Und fuͤgts zum Heimiſchen! ihm iſt das kein Verrath.
Nur holt von Nachbarn nicht, was wir erſt ihnen gaben,
Und borgt nicht, was wir laͤngſt im Hauſe beſſer haben!
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