Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.64. Als Ros' ist nie so schön geworden, wie zu werden Als Knospe mir versprach ein Wunsch, ein Glück auf Erden. 65. Unseliger ist nichts, als wenn dirs immer ist, Du seiest nicht zu Haus, wo du zu Hause bist. 66. Was ist und was ist nicht poetisch? Alles, wie Die angemeßne Form es fand, ist Poesie. 67. Der Wille sündigt, und der Will' entsündigt wieder; Wie Wasser Schmutz erregt, und wäscht beschmutzte Glieder. 68. Schlecht ist das Schlechte nicht, denn das verkennt man selten; Das Mittelmäß'ge ists, das leicht für gut kann gelten. 64. Als Roſ' iſt nie ſo ſchoͤn geworden, wie zu werden Als Knoſpe mir verſprach ein Wunſch, ein Gluͤck auf Erden. 65. Unſeliger iſt nichts, als wenn dirs immer iſt, Du ſeieſt nicht zu Haus, wo du zu Hauſe biſt. 66. Was iſt und was iſt nicht poetiſch? Alles, wie Die angemeßne Form es fand, iſt Poeſie. 67. Der Wille ſuͤndigt, und der Will' entſuͤndigt wieder; Wie Waſſer Schmutz erregt, und waͤſcht beſchmutzte Glieder. 68. Schlecht iſt das Schlechte nicht, denn das verkennt man ſelten; Das Mittelmaͤß'ge iſts, das leicht fuͤr gut kann gelten. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0026" n="16"/> <div n="2"> <head>64.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Als Roſ' iſt nie ſo ſchoͤn geworden, wie zu werden</l><lb/> <l>Als Knoſpe mir verſprach ein Wunſch, ein Gluͤck auf Erden.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>65.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Unſeliger iſt nichts, als wenn dirs immer iſt,</l><lb/> <l>Du ſeieſt nicht zu Haus, wo du zu Hauſe biſt.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>66.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Was iſt und was iſt nicht poetiſch? Alles, wie</l><lb/> <l>Die angemeßne Form es fand, iſt Poeſie.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>67.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Der Wille ſuͤndigt, und der Will' entſuͤndigt wieder;</l><lb/> <l>Wie Waſſer Schmutz erregt, und waͤſcht beſchmutzte Glieder.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>68.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Schlecht iſt das Schlechte nicht, denn das verkennt man ſelten;</l><lb/> <l>Das Mittelmaͤß'ge iſts, das leicht fuͤr gut kann gelten.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [16/0026]
64.
Als Roſ' iſt nie ſo ſchoͤn geworden, wie zu werden
Als Knoſpe mir verſprach ein Wunſch, ein Gluͤck auf Erden.
65.
Unſeliger iſt nichts, als wenn dirs immer iſt,
Du ſeieſt nicht zu Haus, wo du zu Hauſe biſt.
66.
Was iſt und was iſt nicht poetiſch? Alles, wie
Die angemeßne Form es fand, iſt Poeſie.
67.
Der Wille ſuͤndigt, und der Will' entſuͤndigt wieder;
Wie Waſſer Schmutz erregt, und waͤſcht beſchmutzte Glieder.
68.
Schlecht iſt das Schlechte nicht, denn das verkennt man ſelten;
Das Mittelmaͤß'ge iſts, das leicht fuͤr gut kann gelten.
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