Der Irrthum ist nicht das, Einbildungen zu haben Unwahrer Dinge, die als wirkliche sich gaben.
Der Irrthum ist nur das, vergessen bei den Bildern, Daß wirklich da nicht ist, was sie als solches schildern.
Wer dieses Bilderspiel kann bringen frei hervor, Ist ein Poet, wen unfrei es beherrscht, ein Thor.
27.
Geehret sei das Wort! es ist des Geistes Spiegel, Ist des Gedankens, der gereift, Vollendungssiegel.
Wo ihm das Siegel fehlt, gilt er sich selber nicht; Und wo der Spiegel fehlt, gewahrt sich nicht das Licht.
Doch wenn es Spiegel ist, so ist es nur zum Gleichen, Und wenn es Siegel ist, so ist es nur zum Zeichen.
Nie dem Gespiegelten entspricht der Spiegelglanz, Nie dem Versiegelten das äußre Siegel ganz.
26.
Der Irrthum iſt nicht das, Einbildungen zu haben Unwahrer Dinge, die als wirkliche ſich gaben.
Der Irrthum iſt nur das, vergeſſen bei den Bildern, Daß wirklich da nicht iſt, was ſie als ſolches ſchildern.
Wer dieſes Bilderſpiel kann bringen frei hervor, Iſt ein Poet, wen unfrei es beherrſcht, ein Thor.
27.
Geehret ſei das Wort! es iſt des Geiſtes Spiegel, Iſt des Gedankens, der gereift, Vollendungsſiegel.
Wo ihm das Siegel fehlt, gilt er ſich ſelber nicht; Und wo der Spiegel fehlt, gewahrt ſich nicht das Licht.
Doch wenn es Spiegel iſt, ſo iſt es nur zum Gleichen, Und wenn es Siegel iſt, ſo iſt es nur zum Zeichen.
Nie dem Geſpiegelten entſpricht der Spiegelglanz, Nie dem Verſiegelten das aͤußre Siegel ganz.
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26.
Der Irrthum iſt nicht das, Einbildungen zu haben
Unwahrer Dinge, die als wirkliche ſich gaben.
Der Irrthum iſt nur das, vergeſſen bei den Bildern,
Daß wirklich da nicht iſt, was ſie als ſolches ſchildern.
Wer dieſes Bilderſpiel kann bringen frei hervor,
Iſt ein Poet, wen unfrei es beherrſcht, ein Thor.
27.
Geehret ſei das Wort! es iſt des Geiſtes Spiegel,
Iſt des Gedankens, der gereift, Vollendungsſiegel.
Wo ihm das Siegel fehlt, gilt er ſich ſelber nicht;
Und wo der Spiegel fehlt, gewahrt ſich nicht das Licht.
Doch wenn es Spiegel iſt, ſo iſt es nur zum Gleichen,
Und wenn es Siegel iſt, ſo iſt es nur zum Zeichen.
Nie dem Geſpiegelten entſpricht der Spiegelglanz,
Nie dem Verſiegelten das aͤußre Siegel ganz.
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Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839/256>, abgerufen am 22.02.2025.
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