Was dem das meiste gilt, wird der am meisten schelten, Und drum, was dieser schilt, wird jenem doppelt gelten.
Gut Werk ist Dichterei, die feine wie die plumpe, Und nur Kunstrichterei ist ein Geschäft für Lumpe.
4.
Wer nichts Ehrwürd'ges kennt, mit Ehrfurcht keinen nennt, Hat keine Ehr' und bleibt von Ehren stets getrennt.
Ihr achtet kein Gesetz und ehret keine Sitte, Junges Barbarenvolk in der Gesittung Mitte.
All' eure Schreiberei, wie geistreich ihr sie schmückt, Doch ist der Barbarei Gepräg ihr aufgedrückt.
Weh, wenns gelingt daß ihr die Welt barbarisirt; Spott euch, wenn ihr umsonst euch habt prostituirt.
Was dem das meiſte gilt, wird der am meiſten ſchelten, Und drum, was dieſer ſchilt, wird jenem doppelt gelten.
Gut Werk iſt Dichterei, die feine wie die plumpe, Und nur Kunſtrichterei iſt ein Geſchaͤft fuͤr Lumpe.
4.
Wer nichts Ehrwuͤrd'ges kennt, mit Ehrfurcht keinen nennt, Hat keine Ehr' und bleibt von Ehren ſtets getrennt.
Ihr achtet kein Geſetz und ehret keine Sitte, Junges Barbarenvolk in der Geſittung Mitte.
All' eure Schreiberei, wie geiſtreich ihr ſie ſchmuͤckt, Doch iſt der Barbarei Gepraͤg ihr aufgedruͤckt.
Weh, wenns gelingt daß ihr die Welt barbariſirt; Spott euch, wenn ihr umſonſt euch habt proſtituirt.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><l><pbfacs="#f0241"n="231"/></l><lgn="5"><l>Was dem das meiſte gilt, wird der am meiſten ſchelten,</l><lb/><l>Und drum, was dieſer ſchilt, wird jenem doppelt gelten.</l></lg><lb/><lgn="6"><l>Gut Werk iſt Dichterei, die feine wie die plumpe,</l><lb/><l>Und nur Kunſtrichterei iſt ein Geſchaͤft fuͤr Lumpe.</l></lg><lb/><l/></lg></div><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="2"><head>4.</head><lb/><lgtype="poem"><l/><lgn="1"><l>Wer nichts Ehrwuͤrd'ges kennt, mit Ehrfurcht keinen nennt,</l><lb/><l>Hat keine Ehr' und bleibt von Ehren ſtets getrennt.</l></lg><lb/><lgn="2"><l>Ihr achtet kein Geſetz und ehret keine Sitte,</l><lb/><l>Junges Barbarenvolk in der Geſittung Mitte.</l></lg><lb/><lgn="3"><l>All' eure Schreiberei, wie geiſtreich ihr ſie ſchmuͤckt,</l><lb/><l>Doch iſt der Barbarei Gepraͤg ihr aufgedruͤckt.</l></lg><lb/><lgn="4"><l>Weh, wenns gelingt daß ihr die Welt barbariſirt;</l><lb/><l>Spott euch, wenn ihr umſonſt euch habt proſtituirt.</l></lg><lb/><l/></lg></div><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></body></text></TEI>
[231/0241]
Was dem das meiſte gilt, wird der am meiſten ſchelten,
Und drum, was dieſer ſchilt, wird jenem doppelt gelten.
Gut Werk iſt Dichterei, die feine wie die plumpe,
Und nur Kunſtrichterei iſt ein Geſchaͤft fuͤr Lumpe.
4.
Wer nichts Ehrwuͤrd'ges kennt, mit Ehrfurcht keinen nennt,
Hat keine Ehr' und bleibt von Ehren ſtets getrennt.
Ihr achtet kein Geſetz und ehret keine Sitte,
Junges Barbarenvolk in der Geſittung Mitte.
All' eure Schreiberei, wie geiſtreich ihr ſie ſchmuͤckt,
Doch iſt der Barbarei Gepraͤg ihr aufgedruͤckt.
Weh, wenns gelingt daß ihr die Welt barbariſirt;
Spott euch, wenn ihr umſonſt euch habt proſtituirt.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839/241>, abgerufen am 22.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.