Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.Was dem das meiste gilt, wird der am meisten schelten, Und drum, was dieser schilt, wird jenem doppelt gelten. Gut Werk ist Dichterei, die feine wie die plumpe, Und nur Kunstrichterei ist ein Geschäft für Lumpe. 4. Wer nichts Ehrwürd'ges kennt, mit Ehrfurcht keinen nennt, Hat keine Ehr' und bleibt von Ehren stets getrennt. Ihr achtet kein Gesetz und ehret keine Sitte, Junges Barbarenvolk in der Gesittung Mitte. All' eure Schreiberei, wie geistreich ihr sie schmückt, Doch ist der Barbarei Gepräg ihr aufgedrückt. Weh, wenns gelingt daß ihr die Welt barbarisirt; Spott euch, wenn ihr umsonst euch habt prostituirt. Was dem das meiſte gilt, wird der am meiſten ſchelten, Und drum, was dieſer ſchilt, wird jenem doppelt gelten. Gut Werk iſt Dichterei, die feine wie die plumpe, Und nur Kunſtrichterei iſt ein Geſchaͤft fuͤr Lumpe. 4. Wer nichts Ehrwuͤrd'ges kennt, mit Ehrfurcht keinen nennt, Hat keine Ehr' und bleibt von Ehren ſtets getrennt. Ihr achtet kein Geſetz und ehret keine Sitte, Junges Barbarenvolk in der Geſittung Mitte. All' eure Schreiberei, wie geiſtreich ihr ſie ſchmuͤckt, Doch iſt der Barbarei Gepraͤg ihr aufgedruͤckt. Weh, wenns gelingt daß ihr die Welt barbariſirt; Spott euch, wenn ihr umſonſt euch habt proſtituirt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0241" n="231"/> </l> <lg n="5"> <l>Was dem das meiſte gilt, wird der am meiſten ſchelten,</l><lb/> <l>Und drum, was dieſer ſchilt, wird jenem doppelt gelten.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Gut Werk iſt Dichterei, die feine wie die plumpe,</l><lb/> <l>Und nur Kunſtrichterei iſt ein Geſchaͤft fuͤr Lumpe.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>4.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Wer nichts Ehrwuͤrd'ges kennt, mit Ehrfurcht keinen nennt,</l><lb/> <l>Hat keine Ehr' und bleibt von Ehren ſtets getrennt.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Ihr achtet kein Geſetz und ehret keine Sitte,</l><lb/> <l>Junges Barbarenvolk in der Geſittung Mitte.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>All' eure Schreiberei, wie geiſtreich ihr ſie ſchmuͤckt,</l><lb/> <l>Doch iſt der Barbarei Gepraͤg ihr aufgedruͤckt.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Weh, wenns gelingt daß ihr die Welt barbariſirt;</l><lb/> <l>Spott euch, wenn ihr umſonſt euch habt proſtituirt.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [231/0241]
Was dem das meiſte gilt, wird der am meiſten ſchelten,
Und drum, was dieſer ſchilt, wird jenem doppelt gelten.
Gut Werk iſt Dichterei, die feine wie die plumpe,
Und nur Kunſtrichterei iſt ein Geſchaͤft fuͤr Lumpe.
4.
Wer nichts Ehrwuͤrd'ges kennt, mit Ehrfurcht keinen nennt,
Hat keine Ehr' und bleibt von Ehren ſtets getrennt.
Ihr achtet kein Geſetz und ehret keine Sitte,
Junges Barbarenvolk in der Geſittung Mitte.
All' eure Schreiberei, wie geiſtreich ihr ſie ſchmuͤckt,
Doch iſt der Barbarei Gepraͤg ihr aufgedruͤckt.
Weh, wenns gelingt daß ihr die Welt barbariſirt;
Spott euch, wenn ihr umſonſt euch habt proſtituirt.
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