Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.

Bild:
<< vorherige Seite
60.
O klage nicht, mein Geist, im finstern Hause bänglich,
Die dir verliehene Vernunft sei unzulänglich.
Des Hauses Mitte macht die Leuchte hell genung,
Und in die Winkel nur birgt sich die Dämmerung.
In welchem Winkel du was sehn willst, o Gesell,
Trag' hin die Leuchte schnell, so ist der Winkel hell.

61.
Kind! eine Tüchtigkeit, zu einem Zweck gewandt,
Das ists, ein Weiser lehrts, was Tugend wird genannt.
Was immer tüchtig ist und taugend, das ist Tugend,
Wenn ihm ein Zweck nicht fehlt, das pfleg' in deiner Jugend.
Richtung auf höchsten Zweck muß höchste Tugend seyn;
Was ist der höchste Zweck des Menschen? Gottverein.


10*
60.
O klage nicht, mein Geiſt, im finſtern Hauſe baͤnglich,
Die dir verliehene Vernunft ſei unzulaͤnglich.
Des Hauſes Mitte macht die Leuchte hell genung,
Und in die Winkel nur birgt ſich die Daͤmmerung.
In welchem Winkel du was ſehn willſt, o Geſell,
Trag' hin die Leuchte ſchnell, ſo iſt der Winkel hell.

61.
Kind! eine Tuͤchtigkeit, zu einem Zweck gewandt,
Das iſts, ein Weiſer lehrts, was Tugend wird genannt.
Was immer tuͤchtig iſt und taugend, das iſt Tugend,
Wenn ihm ein Zweck nicht fehlt, das pfleg' in deiner Jugend.
Richtung auf hoͤchſten Zweck muß hoͤchſte Tugend ſeyn;
Was iſt der hoͤchſte Zweck des Menſchen? Gottverein.


10*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0229" n="219"/>
        <div n="2">
          <head>60.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l/>
            <lg n="1">
              <l>O klage nicht, mein Gei&#x017F;t, im fin&#x017F;tern Hau&#x017F;e ba&#x0364;nglich,</l><lb/>
              <l>Die dir verliehene Vernunft &#x017F;ei unzula&#x0364;nglich.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Des Hau&#x017F;es Mitte macht die Leuchte hell genung,</l><lb/>
              <l>Und in die Winkel nur birgt &#x017F;ich die Da&#x0364;mmerung.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>In welchem Winkel du was &#x017F;ehn will&#x017F;t, o Ge&#x017F;ell,</l><lb/>
              <l>Trag' hin die Leuchte &#x017F;chnell, &#x017F;o i&#x017F;t der Winkel hell.</l>
            </lg><lb/>
            <l/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>61.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l/>
            <lg n="1">
              <l>Kind! eine Tu&#x0364;chtigkeit, zu einem Zweck gewandt,</l><lb/>
              <l>Das i&#x017F;ts, ein Wei&#x017F;er lehrts, was Tugend wird genannt.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Was immer tu&#x0364;chtig i&#x017F;t und taugend, das i&#x017F;t Tugend,</l><lb/>
              <l>Wenn ihm ein Zweck nicht fehlt, das pfleg' in deiner Jugend.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Richtung auf ho&#x0364;ch&#x017F;ten Zweck muß ho&#x0364;ch&#x017F;te Tugend &#x017F;eyn;</l><lb/>
              <l>Was i&#x017F;t der ho&#x0364;ch&#x017F;te Zweck des Men&#x017F;chen? Gottverein.</l>
            </lg><lb/>
            <l/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <fw place="bottom" type="sig">10*</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[219/0229] 60. O klage nicht, mein Geiſt, im finſtern Hauſe baͤnglich, Die dir verliehene Vernunft ſei unzulaͤnglich. Des Hauſes Mitte macht die Leuchte hell genung, Und in die Winkel nur birgt ſich die Daͤmmerung. In welchem Winkel du was ſehn willſt, o Geſell, Trag' hin die Leuchte ſchnell, ſo iſt der Winkel hell. 61. Kind! eine Tuͤchtigkeit, zu einem Zweck gewandt, Das iſts, ein Weiſer lehrts, was Tugend wird genannt. Was immer tuͤchtig iſt und taugend, das iſt Tugend, Wenn ihm ein Zweck nicht fehlt, das pfleg' in deiner Jugend. Richtung auf hoͤchſten Zweck muß hoͤchſte Tugend ſeyn; Was iſt der hoͤchſte Zweck des Menſchen? Gottverein. 10*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839/229
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839/229>, abgerufen am 21.12.2024.