Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.

Bild:
<< vorherige Seite
Die geistige Geburt ist eignes Mannesrecht;
Der Mann ist die Person, das Weib ist das Geschlecht.
Und die Persönlichkeit, die an sich selbst ihm fehlt,
Gewinnt das Weib, indem sie sich dem Mann vermählt.

56.
Erst vom Bedürfnis gehn die Künste aus zumeist,
Und werden Ueppigkeit alsdann, und endlich Geist.
Bekleidung war zuerst Schutz gegen Witterung,
Dann kam Kunstweberei, Schönfärberei in Schwung.
Nun im Gewand der Mod' ist Schönheit selbst erschienen,
Daß ihr, der ewigen, die Formen wechselnd dienen.
Die Hütte ward ein Haus, das Haus ward ein Palast,
Ein Tempel, wo die Kunst das Göttliche umfaßt.
Feldmessung war zuerst Erfindung geiz'ger Brüder,
Zu theilen unter sich ganz gleich des Vaters Güter.
Die geiſtige Geburt iſt eignes Mannesrecht;
Der Mann iſt die Perſon, das Weib iſt das Geſchlecht.
Und die Perſoͤnlichkeit, die an ſich ſelbſt ihm fehlt,
Gewinnt das Weib, indem ſie ſich dem Mann vermaͤhlt.

56.
Erſt vom Beduͤrfnis gehn die Kuͤnſte aus zumeiſt,
Und werden Ueppigkeit alsdann, und endlich Geiſt.
Bekleidung war zuerſt Schutz gegen Witterung,
Dann kam Kunſtweberei, Schoͤnfaͤrberei in Schwung.
Nun im Gewand der Mod' iſt Schoͤnheit ſelbſt erſchienen,
Daß ihr, der ewigen, die Formen wechſelnd dienen.
Die Huͤtte ward ein Haus, das Haus ward ein Palaſt,
Ein Tempel, wo die Kunſt das Goͤttliche umfaßt.
Feldmeſſung war zuerſt Erfindung geiz'ger Bruͤder,
Zu theilen unter ſich ganz gleich des Vaters Guͤter.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <l>
              <pb facs="#f0224" n="214"/>
            </l>
            <lg n="9">
              <l>Die gei&#x017F;tige Geburt i&#x017F;t eignes Mannesrecht;</l><lb/>
              <l>Der Mann i&#x017F;t die Per&#x017F;on, das Weib i&#x017F;t das Ge&#x017F;chlecht.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="10">
              <l>Und die Per&#x017F;o&#x0364;nlichkeit, die an &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t ihm fehlt,</l><lb/>
              <l>Gewinnt das Weib, indem &#x017F;ie &#x017F;ich dem Mann verma&#x0364;hlt.</l>
            </lg><lb/>
            <l/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>56.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l/>
            <lg n="1">
              <l>Er&#x017F;t vom Bedu&#x0364;rfnis gehn die Ku&#x0364;n&#x017F;te aus zumei&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Und werden Ueppigkeit alsdann, und endlich Gei&#x017F;t.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Bekleidung war zuer&#x017F;t Schutz gegen Witterung,</l><lb/>
              <l>Dann kam Kun&#x017F;tweberei, Scho&#x0364;nfa&#x0364;rberei in Schwung.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Nun im Gewand der Mod' i&#x017F;t Scho&#x0364;nheit &#x017F;elb&#x017F;t er&#x017F;chienen,</l><lb/>
              <l>Daß ihr, der ewigen, die Formen wech&#x017F;elnd dienen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Die Hu&#x0364;tte ward ein Haus, das Haus ward ein Pala&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Ein Tempel, wo die Kun&#x017F;t das Go&#x0364;ttliche umfaßt.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Feldme&#x017F;&#x017F;ung war zuer&#x017F;t Erfindung geiz'ger Bru&#x0364;der,</l><lb/>
              <l>Zu theilen unter &#x017F;ich ganz gleich des Vaters Gu&#x0364;ter.</l>
            </lg><lb/>
            <l>
</l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[214/0224] Die geiſtige Geburt iſt eignes Mannesrecht; Der Mann iſt die Perſon, das Weib iſt das Geſchlecht. Und die Perſoͤnlichkeit, die an ſich ſelbſt ihm fehlt, Gewinnt das Weib, indem ſie ſich dem Mann vermaͤhlt. 56. Erſt vom Beduͤrfnis gehn die Kuͤnſte aus zumeiſt, Und werden Ueppigkeit alsdann, und endlich Geiſt. Bekleidung war zuerſt Schutz gegen Witterung, Dann kam Kunſtweberei, Schoͤnfaͤrberei in Schwung. Nun im Gewand der Mod' iſt Schoͤnheit ſelbſt erſchienen, Daß ihr, der ewigen, die Formen wechſelnd dienen. Die Huͤtte ward ein Haus, das Haus ward ein Palaſt, Ein Tempel, wo die Kunſt das Goͤttliche umfaßt. Feldmeſſung war zuerſt Erfindung geiz'ger Bruͤder, Zu theilen unter ſich ganz gleich des Vaters Guͤter.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839/224
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839/224>, abgerufen am 30.12.2024.