Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.54. Die Eigenthümlichkeit, des Menschen schönste Blüte, In seinem Thun und Seyn, im Antlitz und Gemüte; Wodurch der Einzelne zu einem Ganzen ward, Indes ein Thier nichts hat voraus vor seiner Art. Doch unterscheidet selbst am Thiere, was ein träger Blick unterschiedlos fand, ein Hirte, Reuter, Jäger. Gezähmte Thiere sind, wie Menschen, wechselreich, Halbwilde Menschen am Gepräg, wie Thiere, gleich. Wol gibts Familiengesichter, Volksgesichter, Doch Menschenangesicht besticht allein den Richter, Und Menschenangesichts höchster Verklärungstral, Der Eigenthümlichkeit Vollendung, Ideal; Wodurch Besondres wird zurück zur Allgemeinheit Gebracht, und Menschliches mit Göttlichem zur Einheit. 54. Die Eigenthuͤmlichkeit, des Menſchen ſchoͤnſte Bluͤte, In ſeinem Thun und Seyn, im Antlitz und Gemuͤte; Wodurch der Einzelne zu einem Ganzen ward, Indes ein Thier nichts hat voraus vor ſeiner Art. Doch unterſcheidet ſelbſt am Thiere, was ein traͤger Blick unterſchiedlos fand, ein Hirte, Reuter, Jaͤger. Gezaͤhmte Thiere ſind, wie Menſchen, wechſelreich, Halbwilde Menſchen am Gepraͤg, wie Thiere, gleich. Wol gibts Familiengeſichter, Volksgeſichter, Doch Menſchenangeſicht beſticht allein den Richter, Und Menſchenangeſichts hoͤchſter Verklaͤrungſtral, Der Eigenthuͤmlichkeit Vollendung, Ideal; Wodurch Beſondres wird zuruͤck zur Allgemeinheit Gebracht, und Menſchliches mit Goͤttlichem zur Einheit. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0222" n="212"/> <div n="2"> <head>54.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Die Eigenthuͤmlichkeit, des Menſchen ſchoͤnſte Bluͤte,</l><lb/> <l>In ſeinem Thun und Seyn, im Antlitz und Gemuͤte;</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Wodurch der Einzelne zu einem Ganzen ward,</l><lb/> <l>Indes ein Thier nichts hat voraus vor ſeiner Art.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Doch unterſcheidet ſelbſt am Thiere, was ein traͤger</l><lb/> <l>Blick unterſchiedlos fand, ein Hirte, Reuter, Jaͤger.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Gezaͤhmte Thiere ſind, wie Menſchen, wechſelreich,</l><lb/> <l>Halbwilde Menſchen am Gepraͤg, wie Thiere, gleich.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Wol gibts Familiengeſichter, Volksgeſichter,</l><lb/> <l>Doch Menſchenangeſicht beſticht allein den Richter,</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Und Menſchenangeſichts hoͤchſter Verklaͤrungſtral,</l><lb/> <l>Der Eigenthuͤmlichkeit Vollendung, Ideal;</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Wodurch Beſondres wird zuruͤck zur Allgemeinheit</l><lb/> <l>Gebracht, und Menſchliches mit Goͤttlichem zur Einheit.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [212/0222]
54.
Die Eigenthuͤmlichkeit, des Menſchen ſchoͤnſte Bluͤte,
In ſeinem Thun und Seyn, im Antlitz und Gemuͤte;
Wodurch der Einzelne zu einem Ganzen ward,
Indes ein Thier nichts hat voraus vor ſeiner Art.
Doch unterſcheidet ſelbſt am Thiere, was ein traͤger
Blick unterſchiedlos fand, ein Hirte, Reuter, Jaͤger.
Gezaͤhmte Thiere ſind, wie Menſchen, wechſelreich,
Halbwilde Menſchen am Gepraͤg, wie Thiere, gleich.
Wol gibts Familiengeſichter, Volksgeſichter,
Doch Menſchenangeſicht beſticht allein den Richter,
Und Menſchenangeſichts hoͤchſter Verklaͤrungſtral,
Der Eigenthuͤmlichkeit Vollendung, Ideal;
Wodurch Beſondres wird zuruͤck zur Allgemeinheit
Gebracht, und Menſchliches mit Goͤttlichem zur Einheit.
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