Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.Beglückt, wenn sorgenfrei er einst durch Aetherferne Ein unzerbrechlich Schiff lenkt, wie ihr Geist die Sterne! Beglückt die Unschuld auch, die hier sanft schlummernd ruht Im Nachen, den ein Schwan zieht spielend durch die Flut! 51. Zum Herrscher der Natur war einst der Mensch geboren, Den Stuhl der Herrschaft hat er durch den Fall verloren. Solang als in ihm rein das Göttliche gebrannt, War von der Gottgemein' er Herrscher anerkannt. Als diesen Talisman er in sich selbst zerstört, Hat gegen ihn im Grimm sich bald sein Reich empört. Aus seinem Fall hat er nun lang empor gerungen, Und wieder auf den Thron hat er sich halb geschwungen. Mit Hülfe der Vernunft ist er ein Herrscher worden, Ein Herrscher der Gewalt unwill'ger Sklavenhorden. Erst, wann er menschlich rein ist göttlich umgewandt, Wird er als Herrscher seyn mit Freuden anerkannt. Begluͤckt, wenn ſorgenfrei er einſt durch Aetherferne Ein unzerbrechlich Schiff lenkt, wie ihr Geiſt die Sterne! Begluͤckt die Unſchuld auch, die hier ſanft ſchlummernd ruht Im Nachen, den ein Schwan zieht ſpielend durch die Flut! 51. Zum Herrſcher der Natur war einſt der Menſch geboren, Den Stuhl der Herrſchaft hat er durch den Fall verloren. Solang als in ihm rein das Goͤttliche gebrannt, War von der Gottgemein' er Herrſcher anerkannt. Als dieſen Talisman er in ſich ſelbſt zerſtoͤrt, Hat gegen ihn im Grimm ſich bald ſein Reich empoͤrt. Aus ſeinem Fall hat er nun lang empor gerungen, Und wieder auf den Thron hat er ſich halb geſchwungen. Mit Huͤlfe der Vernunft iſt er ein Herrſcher worden, Ein Herrſcher der Gewalt unwill'ger Sklavenhorden. Erſt, wann er menſchlich rein iſt goͤttlich umgewandt, Wird er als Herrſcher ſeyn mit Freuden anerkannt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0219" n="209"/> </l> <lg n="9"> <l>Begluͤckt, wenn ſorgenfrei er einſt durch Aetherferne</l><lb/> <l>Ein unzerbrechlich Schiff lenkt, wie ihr Geiſt die Sterne!</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>Begluͤckt die Unſchuld auch, die hier ſanft ſchlummernd ruht</l><lb/> <l>Im Nachen, den ein Schwan zieht ſpielend durch die Flut!</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>51.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Zum Herrſcher der Natur war einſt der Menſch geboren,</l><lb/> <l>Den Stuhl der Herrſchaft hat er durch den Fall verloren.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Solang als in ihm rein das Goͤttliche gebrannt,</l><lb/> <l>War von der Gottgemein' er Herrſcher anerkannt.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Als dieſen Talisman er in ſich ſelbſt zerſtoͤrt,</l><lb/> <l>Hat gegen ihn im Grimm ſich bald ſein Reich empoͤrt.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Aus ſeinem Fall hat er nun lang empor gerungen,</l><lb/> <l>Und wieder auf den Thron hat er ſich halb geſchwungen.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Mit Huͤlfe der Vernunft iſt er ein Herrſcher worden,</l><lb/> <l>Ein Herrſcher der Gewalt unwill'ger Sklavenhorden.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Erſt, wann er menſchlich rein iſt goͤttlich umgewandt,</l><lb/> <l>Wird er als Herrſcher ſeyn mit Freuden anerkannt.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [209/0219]
Begluͤckt, wenn ſorgenfrei er einſt durch Aetherferne
Ein unzerbrechlich Schiff lenkt, wie ihr Geiſt die Sterne!
Begluͤckt die Unſchuld auch, die hier ſanft ſchlummernd ruht
Im Nachen, den ein Schwan zieht ſpielend durch die Flut!
51.
Zum Herrſcher der Natur war einſt der Menſch geboren,
Den Stuhl der Herrſchaft hat er durch den Fall verloren.
Solang als in ihm rein das Goͤttliche gebrannt,
War von der Gottgemein' er Herrſcher anerkannt.
Als dieſen Talisman er in ſich ſelbſt zerſtoͤrt,
Hat gegen ihn im Grimm ſich bald ſein Reich empoͤrt.
Aus ſeinem Fall hat er nun lang empor gerungen,
Und wieder auf den Thron hat er ſich halb geſchwungen.
Mit Huͤlfe der Vernunft iſt er ein Herrſcher worden,
Ein Herrſcher der Gewalt unwill'ger Sklavenhorden.
Erſt, wann er menſchlich rein iſt goͤttlich umgewandt,
Wird er als Herrſcher ſeyn mit Freuden anerkannt.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839/219 |
Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839/219>, abgerufen am 22.02.2025. |