Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.Doch, ist dein Schöpfer groß, kann klein seyn was er schuf? Was, Zeuge seiner Größ', hervorging seinem Ruf? Groß ist sein kleinstes Werk, nur klein vor seiner Größe; Was groß sich selber schmückt, erliegt in seiner Blöße. Vor seiner Macht fühlt sich das Gröste nackt und bloß, Das Kleinste aber ist in seiner Liebe groß. 37. Der Glaubenseifer ruft: Gib die Vernunft gefangen! Doch sie, die freie, will nicht blind an Satzung hangen. Nur wer ihr zeigt, wie Glaub' und Freiheit sich verträgt, Hat der ungläubigen die Fessel angelegt. Doch, iſt dein Schoͤpfer groß, kann klein ſeyn was er ſchuf? Was, Zeuge ſeiner Groͤß', hervorging ſeinem Ruf? Groß iſt ſein kleinſtes Werk, nur klein vor ſeiner Groͤße; Was groß ſich ſelber ſchmuͤckt, erliegt in ſeiner Bloͤße. Vor ſeiner Macht fuͤhlt ſich das Groͤſte nackt und bloß, Das Kleinſte aber iſt in ſeiner Liebe groß. 37. Der Glaubenseifer ruft: Gib die Vernunft gefangen! Doch ſie, die freie, will nicht blind an Satzung hangen. Nur wer ihr zeigt, wie Glaub' und Freiheit ſich vertraͤgt, Hat der unglaͤubigen die Feſſel angelegt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0208" n="198"/> </l> <lg n="4"> <l>Doch, iſt dein Schoͤpfer groß, kann klein ſeyn was er ſchuf?</l><lb/> <l>Was, Zeuge ſeiner Groͤß', hervorging ſeinem Ruf?</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Groß iſt ſein kleinſtes Werk, nur klein vor ſeiner Groͤße;</l><lb/> <l>Was groß ſich ſelber ſchmuͤckt, erliegt in ſeiner Bloͤße.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Vor ſeiner Macht fuͤhlt ſich das Groͤſte nackt und bloß,</l><lb/> <l>Das Kleinſte aber iſt in ſeiner Liebe groß.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>37.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Der Glaubenseifer ruft: Gib die Vernunft gefangen!</l><lb/> <l>Doch ſie, die freie, will nicht blind an Satzung hangen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Nur wer ihr zeigt, wie Glaub' und Freiheit ſich vertraͤgt,</l><lb/> <l>Hat der unglaͤubigen die Feſſel angelegt.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [198/0208]
Doch, iſt dein Schoͤpfer groß, kann klein ſeyn was er ſchuf?
Was, Zeuge ſeiner Groͤß', hervorging ſeinem Ruf?
Groß iſt ſein kleinſtes Werk, nur klein vor ſeiner Groͤße;
Was groß ſich ſelber ſchmuͤckt, erliegt in ſeiner Bloͤße.
Vor ſeiner Macht fuͤhlt ſich das Groͤſte nackt und bloß,
Das Kleinſte aber iſt in ſeiner Liebe groß.
37.
Der Glaubenseifer ruft: Gib die Vernunft gefangen!
Doch ſie, die freie, will nicht blind an Satzung hangen.
Nur wer ihr zeigt, wie Glaub' und Freiheit ſich vertraͤgt,
Hat der unglaͤubigen die Feſſel angelegt.
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