Die Höflichkeit, o Sohn, ist so vom Hof benannt, Und für der Wahrheit Schul' ist nicht der Hof bekannt.
Die Höflichkeit hat nie, gib auf dich selbst nur Acht, Ein völlig wahres Wort, o Sohn, hervorgebracht.
Unwahres spricht sie nicht, doch weiß sie einzukleiden Den Stolz der Wahrheit so, daß er sieht aus bescheiden.
23.
Laß dich, Unwürdigen zu geben, nicht verdrießen! Das ist ein Vorwand nur, um karg die Hand zu schließen.
Unwürdig deiner Gab' ist keiner, ders bedarf; Wer ist, der, außer Gott, ihn schuldig sprechen darf?
Sprich lieber: Hat er sich verstrickt durch seine Schuld, So will ihn nun durch mich entbinden Gottes Huld.
22.
Die Hoͤflichkeit, o Sohn, iſt ſo vom Hof benannt, Und fuͤr der Wahrheit Schul' iſt nicht der Hof bekannt.
Die Hoͤflichkeit hat nie, gib auf dich ſelbſt nur Acht, Ein voͤllig wahres Wort, o Sohn, hervorgebracht.
Unwahres ſpricht ſie nicht, doch weiß ſie einzukleiden Den Stolz der Wahrheit ſo, daß er ſieht aus beſcheiden.
23.
Laß dich, Unwuͤrdigen zu geben, nicht verdrießen! Das iſt ein Vorwand nur, um karg die Hand zu ſchließen.
Unwuͤrdig deiner Gab' iſt keiner, ders bedarf; Wer iſt, der, außer Gott, ihn ſchuldig ſprechen darf?
Sprich lieber: Hat er ſich verſtrickt durch ſeine Schuld, So will ihn nun durch mich entbinden Gottes Huld.
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22.
Die Hoͤflichkeit, o Sohn, iſt ſo vom Hof benannt,
Und fuͤr der Wahrheit Schul' iſt nicht der Hof bekannt.
Die Hoͤflichkeit hat nie, gib auf dich ſelbſt nur Acht,
Ein voͤllig wahres Wort, o Sohn, hervorgebracht.
Unwahres ſpricht ſie nicht, doch weiß ſie einzukleiden
Den Stolz der Wahrheit ſo, daß er ſieht aus beſcheiden.
23.
Laß dich, Unwuͤrdigen zu geben, nicht verdrießen!
Das iſt ein Vorwand nur, um karg die Hand zu ſchließen.
Unwuͤrdig deiner Gab' iſt keiner, ders bedarf;
Wer iſt, der, außer Gott, ihn ſchuldig ſprechen darf?
Sprich lieber: Hat er ſich verſtrickt durch ſeine Schuld,
So will ihn nun durch mich entbinden Gottes Huld.
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Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839/200>, abgerufen am 22.02.2025.
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