Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.

Bild:
<< vorherige Seite
22.
Die Höflichkeit, o Sohn, ist so vom Hof benannt,
Und für der Wahrheit Schul' ist nicht der Hof bekannt.
Die Höflichkeit hat nie, gib auf dich selbst nur Acht,
Ein völlig wahres Wort, o Sohn, hervorgebracht.
Unwahres spricht sie nicht, doch weiß sie einzukleiden
Den Stolz der Wahrheit so, daß er sieht aus bescheiden.

23.
Laß dich, Unwürdigen zu geben, nicht verdrießen!
Das ist ein Vorwand nur, um karg die Hand zu schließen.
Unwürdig deiner Gab' ist keiner, ders bedarf;
Wer ist, der, außer Gott, ihn schuldig sprechen darf?
Sprich lieber: Hat er sich verstrickt durch seine Schuld,
So will ihn nun durch mich entbinden Gottes Huld.
22.
Die Hoͤflichkeit, o Sohn, iſt ſo vom Hof benannt,
Und fuͤr der Wahrheit Schul' iſt nicht der Hof bekannt.
Die Hoͤflichkeit hat nie, gib auf dich ſelbſt nur Acht,
Ein voͤllig wahres Wort, o Sohn, hervorgebracht.
Unwahres ſpricht ſie nicht, doch weiß ſie einzukleiden
Den Stolz der Wahrheit ſo, daß er ſieht aus beſcheiden.

23.
Laß dich, Unwuͤrdigen zu geben, nicht verdrießen!
Das iſt ein Vorwand nur, um karg die Hand zu ſchließen.
Unwuͤrdig deiner Gab' iſt keiner, ders bedarf;
Wer iſt, der, außer Gott, ihn ſchuldig ſprechen darf?
Sprich lieber: Hat er ſich verſtrickt durch ſeine Schuld,
So will ihn nun durch mich entbinden Gottes Huld.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0200" n="190"/>
        <div n="2">
          <head>22.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l/>
            <lg n="1">
              <l>Die Ho&#x0364;flichkeit, o Sohn, i&#x017F;t &#x017F;o vom Hof benannt,</l><lb/>
              <l>Und fu&#x0364;r der Wahrheit Schul' i&#x017F;t nicht der Hof bekannt.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Die Ho&#x0364;flichkeit hat nie, gib auf dich &#x017F;elb&#x017F;t nur Acht,</l><lb/>
              <l>Ein vo&#x0364;llig wahres Wort, o Sohn, hervorgebracht.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Unwahres &#x017F;pricht &#x017F;ie nicht, doch weiß &#x017F;ie einzukleiden</l><lb/>
              <l>Den Stolz der Wahrheit &#x017F;o, daß er &#x017F;ieht aus be&#x017F;cheiden.</l>
            </lg><lb/>
            <l/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>23.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l/>
            <lg n="1">
              <l>Laß dich, Unwu&#x0364;rdigen zu geben, nicht verdrießen!</l><lb/>
              <l>Das i&#x017F;t ein Vorwand nur, um karg die Hand zu &#x017F;chließen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Unwu&#x0364;rdig deiner Gab' i&#x017F;t keiner, ders bedarf;</l><lb/>
              <l>Wer i&#x017F;t, der, außer Gott, ihn &#x017F;chuldig &#x017F;prechen darf?</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Sprich lieber: Hat er &#x017F;ich ver&#x017F;trickt durch &#x017F;eine Schuld,</l><lb/>
              <l>So will ihn nun durch mich entbinden Gottes Huld.</l>
            </lg><lb/>
            <l/>
            <l>
</l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[190/0200] 22. Die Hoͤflichkeit, o Sohn, iſt ſo vom Hof benannt, Und fuͤr der Wahrheit Schul' iſt nicht der Hof bekannt. Die Hoͤflichkeit hat nie, gib auf dich ſelbſt nur Acht, Ein voͤllig wahres Wort, o Sohn, hervorgebracht. Unwahres ſpricht ſie nicht, doch weiß ſie einzukleiden Den Stolz der Wahrheit ſo, daß er ſieht aus beſcheiden. 23. Laß dich, Unwuͤrdigen zu geben, nicht verdrießen! Das iſt ein Vorwand nur, um karg die Hand zu ſchließen. Unwuͤrdig deiner Gab' iſt keiner, ders bedarf; Wer iſt, der, außer Gott, ihn ſchuldig ſprechen darf? Sprich lieber: Hat er ſich verſtrickt durch ſeine Schuld, So will ihn nun durch mich entbinden Gottes Huld.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839/200
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839/200>, abgerufen am 21.11.2024.