Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.11. Wo üppig Unkraut wächst, von Niemand angebaut, Wird ebenso, wenn du es anbaust, wachsen Kraut. Oft hüllt Verwilderung fruchtbarsten Herzensboden, Wenn dich nur nicht die Müh verdrießt ihn anzuroden. 12. Nicht Alles was du weißt, darfst Allen du vertraun, Noch minder Alle, was du nicht weißt, lassen schaun. Nur dem Vertrauten darfst du jeden Schatz dein eigen, Nur dem Vertrautesten auch jede Blöße zeigen. 13. Nicht sein Anliegen kann man stets dem Freunde sagen, Dem Freunde kommt es zu, dem Freund es abzufragen. Der ist nicht sehr ein Freund dem es nicht wichtig wiegt, Das zu erfahren was dem Freund am Herzen liegt. 11. Wo uͤppig Unkraut waͤchſt, von Niemand angebaut, Wird ebenſo, wenn du es anbauſt, wachſen Kraut. Oft huͤllt Verwilderung fruchtbarſten Herzensboden, Wenn dich nur nicht die Muͤh verdrießt ihn anzuroden. 12. Nicht Alles was du weißt, darfſt Allen du vertraun, Noch minder Alle, was du nicht weißt, laſſen ſchaun. Nur dem Vertrauten darfſt du jeden Schatz dein eigen, Nur dem Vertrauteſten auch jede Bloͤße zeigen. 13. Nicht ſein Anliegen kann man ſtets dem Freunde ſagen, Dem Freunde kommt es zu, dem Freund es abzufragen. Der iſt nicht ſehr ein Freund dem es nicht wichtig wiegt, Das zu erfahren was dem Freund am Herzen liegt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0196" n="186"/> <div n="2"> <head>11.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Wo uͤppig Unkraut waͤchſt, von Niemand angebaut,</l><lb/> <l>Wird ebenſo, wenn du es anbauſt, wachſen Kraut.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Oft huͤllt Verwilderung fruchtbarſten Herzensboden,</l><lb/> <l>Wenn dich nur nicht die Muͤh verdrießt ihn anzuroden.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>12.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Nicht Alles was du weißt, darfſt Allen du vertraun,</l><lb/> <l>Noch minder Alle, was du nicht weißt, laſſen ſchaun.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Nur dem Vertrauten darfſt du jeden Schatz dein eigen,</l><lb/> <l>Nur dem Vertrauteſten auch jede Bloͤße zeigen.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>13.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Nicht ſein Anliegen kann man ſtets dem Freunde ſagen,</l><lb/> <l>Dem Freunde kommt es zu, dem Freund es abzufragen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Der iſt nicht ſehr ein Freund dem es nicht wichtig wiegt,</l><lb/> <l>Das zu erfahren was dem Freund am Herzen liegt.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [186/0196]
11.
Wo uͤppig Unkraut waͤchſt, von Niemand angebaut,
Wird ebenſo, wenn du es anbauſt, wachſen Kraut.
Oft huͤllt Verwilderung fruchtbarſten Herzensboden,
Wenn dich nur nicht die Muͤh verdrießt ihn anzuroden.
12.
Nicht Alles was du weißt, darfſt Allen du vertraun,
Noch minder Alle, was du nicht weißt, laſſen ſchaun.
Nur dem Vertrauten darfſt du jeden Schatz dein eigen,
Nur dem Vertrauteſten auch jede Bloͤße zeigen.
13.
Nicht ſein Anliegen kann man ſtets dem Freunde ſagen,
Dem Freunde kommt es zu, dem Freund es abzufragen.
Der iſt nicht ſehr ein Freund dem es nicht wichtig wiegt,
Das zu erfahren was dem Freund am Herzen liegt.
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