Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.10. Der wird nicht wirken viel mit allen seinen Werken, Wer gleich bei jedem Werk die Wirkung will bemerken. Du wirke fort und fort in deinen Werkbezirken! Wirkt nicht das Einzelne, doch wird das Ganze wirken. Ist Eines abgethan, so fang' ein Anders an, Und warte nicht bis erst dein Erstes Lohn empfahn. Wie der Zitronenbaum zu neuer Blüte greift, Ohn' abzuwarten bis zur Frucht die alte reift. Als Knabe ließ ich so gestellte Dohnen hangen Und blieb nicht stehn dabei, bis etwas sich gefangen. Ich that nach anderm Ziel indessen einen Gang Und hob beim Heimweg aus den Dohnen meinen Fang. Wo müßig lauernd ich mich hätt' im Busch versteckt, Hätt' ich mir selber nur die Vögel weggeschreckt. 10. Der wird nicht wirken viel mit allen ſeinen Werken, Wer gleich bei jedem Werk die Wirkung will bemerken. Du wirke fort und fort in deinen Werkbezirken! Wirkt nicht das Einzelne, doch wird das Ganze wirken. Iſt Eines abgethan, ſo fang' ein Anders an, Und warte nicht bis erſt dein Erſtes Lohn empfahn. Wie der Zitronenbaum zu neuer Bluͤte greift, Ohn' abzuwarten bis zur Frucht die alte reift. Als Knabe ließ ich ſo geſtellte Dohnen hangen Und blieb nicht ſtehn dabei, bis etwas ſich gefangen. Ich that nach anderm Ziel indeſſen einen Gang Und hob beim Heimweg aus den Dohnen meinen Fang. Wo muͤßig lauernd ich mich haͤtt' im Buſch verſteckt, Haͤtt' ich mir ſelber nur die Voͤgel weggeſchreckt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0195" n="185"/> <div n="2"> <head>10.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Der wird nicht wirken viel mit allen ſeinen Werken,</l><lb/> <l>Wer gleich bei jedem Werk die Wirkung will bemerken.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Du wirke fort und fort in deinen Werkbezirken!</l><lb/> <l>Wirkt nicht das Einzelne, doch wird das Ganze wirken.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Iſt Eines abgethan, ſo fang' ein Anders an,</l><lb/> <l>Und warte nicht bis erſt dein Erſtes Lohn empfahn.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Wie der Zitronenbaum zu neuer Bluͤte greift,</l><lb/> <l>Ohn' abzuwarten bis zur Frucht die alte reift.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Als Knabe ließ ich ſo geſtellte Dohnen hangen</l><lb/> <l>Und blieb nicht ſtehn dabei, bis etwas ſich gefangen.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Ich that nach anderm Ziel indeſſen einen Gang</l><lb/> <l>Und hob beim Heimweg aus den Dohnen meinen Fang.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Wo muͤßig lauernd ich mich haͤtt' im Buſch verſteckt,</l><lb/> <l>Haͤtt' ich mir ſelber nur die Voͤgel weggeſchreckt.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [185/0195]
10.
Der wird nicht wirken viel mit allen ſeinen Werken,
Wer gleich bei jedem Werk die Wirkung will bemerken.
Du wirke fort und fort in deinen Werkbezirken!
Wirkt nicht das Einzelne, doch wird das Ganze wirken.
Iſt Eines abgethan, ſo fang' ein Anders an,
Und warte nicht bis erſt dein Erſtes Lohn empfahn.
Wie der Zitronenbaum zu neuer Bluͤte greift,
Ohn' abzuwarten bis zur Frucht die alte reift.
Als Knabe ließ ich ſo geſtellte Dohnen hangen
Und blieb nicht ſtehn dabei, bis etwas ſich gefangen.
Ich that nach anderm Ziel indeſſen einen Gang
Und hob beim Heimweg aus den Dohnen meinen Fang.
Wo muͤßig lauernd ich mich haͤtt' im Buſch verſteckt,
Haͤtt' ich mir ſelber nur die Voͤgel weggeſchreckt.
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Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839/195>, abgerufen am 22.02.2025. |