Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.

Bild:
<< vorherige Seite
93.
Das Alterthum beschrieb mit lebensvollen Bildern
Den Himmel, die verklärt dort oben Ird'sches schildern.
Den groß' und kleinen Hund, den groß' und kleinen Bären,
Den Löwen und den Stier siehst du sich dort verklären.
Die Krone funkelt und die goldne Leier tönt;
Der Menschen höchster Schmuck, wie ist er dort verschönt!
Doch wo vom Alterthum ein Räumchen leer geblieben,
Was hat dort unsre Zeit der Sternkart' eingeschrieben?
Gar sehr Bezeichnendes für unser künstlich Treiben,
Das todte, dessen Ruhm soll dort unsterblich bleiben:
Triangel, Pendeluhr, Luftpump' und Seekompaß,
Zirkel und Lineal, Fernrohr und Winkelmaß;
Buchdruckerpressen und Elektrisirmaschinen,
Und derlei; welcher Blick kann sich erfreun an ihnen?
Zum Glücke sind sie meist halb oder ganz und gar
Den Augen ohne Glas und Sehrohr unsichtbar.


8*
93.
Das Alterthum beſchrieb mit lebensvollen Bildern
Den Himmel, die verklaͤrt dort oben Ird'ſches ſchildern.
Den groß' und kleinen Hund, den groß' und kleinen Baͤren,
Den Loͤwen und den Stier ſiehſt du ſich dort verklaͤren.
Die Krone funkelt und die goldne Leier toͤnt;
Der Menſchen hoͤchſter Schmuck, wie iſt er dort verſchoͤnt!
Doch wo vom Alterthum ein Raͤumchen leer geblieben,
Was hat dort unſre Zeit der Sternkart' eingeſchrieben?
Gar ſehr Bezeichnendes fuͤr unſer kuͤnſtlich Treiben,
Das todte, deſſen Ruhm ſoll dort unſterblich bleiben:
Triangel, Pendeluhr, Luftpump' und Seekompaß,
Zirkel und Lineal, Fernrohr und Winkelmaß;
Buchdruckerpreſſen und Elektriſirmaſchinen,
Und derlei; welcher Blick kann ſich erfreun an ihnen?
Zum Gluͤcke ſind ſie meiſt halb oder ganz und gar
Den Augen ohne Glas und Sehrohr unſichtbar.


8*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0181" n="171"/>
        <div n="2">
          <head>93.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l/>
            <lg n="1">
              <l>Das Alterthum be&#x017F;chrieb mit lebensvollen Bildern</l><lb/>
              <l>Den Himmel, die verkla&#x0364;rt dort oben Ird'&#x017F;ches &#x017F;childern.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Den groß' und kleinen Hund, den groß' und kleinen Ba&#x0364;ren,</l><lb/>
              <l>Den Lo&#x0364;wen und den Stier &#x017F;ieh&#x017F;t du &#x017F;ich dort verkla&#x0364;ren.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Die Krone funkelt und die goldne Leier to&#x0364;nt;</l><lb/>
              <l>Der Men&#x017F;chen ho&#x0364;ch&#x017F;ter Schmuck, wie i&#x017F;t er dort ver&#x017F;cho&#x0364;nt!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Doch wo vom Alterthum ein Ra&#x0364;umchen leer geblieben,</l><lb/>
              <l>Was hat dort un&#x017F;re Zeit der Sternkart' einge&#x017F;chrieben?</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Gar &#x017F;ehr Bezeichnendes fu&#x0364;r un&#x017F;er ku&#x0364;n&#x017F;tlich Treiben,</l><lb/>
              <l>Das todte, de&#x017F;&#x017F;en Ruhm &#x017F;oll dort un&#x017F;terblich bleiben:</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="6">
              <l>Triangel, Pendeluhr, Luftpump' und Seekompaß,</l><lb/>
              <l>Zirkel und Lineal, Fernrohr und Winkelmaß;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="7">
              <l>Buchdruckerpre&#x017F;&#x017F;en und Elektri&#x017F;irma&#x017F;chinen,</l><lb/>
              <l>Und derlei; welcher Blick kann &#x017F;ich erfreun an ihnen?</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="8">
              <l>Zum Glu&#x0364;cke &#x017F;ind &#x017F;ie mei&#x017F;t halb oder ganz und gar</l><lb/>
              <l>Den Augen ohne Glas und Sehrohr un&#x017F;ichtbar.</l>
            </lg><lb/>
            <l/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <fw place="bottom" type="sig">8*</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[171/0181] 93. Das Alterthum beſchrieb mit lebensvollen Bildern Den Himmel, die verklaͤrt dort oben Ird'ſches ſchildern. Den groß' und kleinen Hund, den groß' und kleinen Baͤren, Den Loͤwen und den Stier ſiehſt du ſich dort verklaͤren. Die Krone funkelt und die goldne Leier toͤnt; Der Menſchen hoͤchſter Schmuck, wie iſt er dort verſchoͤnt! Doch wo vom Alterthum ein Raͤumchen leer geblieben, Was hat dort unſre Zeit der Sternkart' eingeſchrieben? Gar ſehr Bezeichnendes fuͤr unſer kuͤnſtlich Treiben, Das todte, deſſen Ruhm ſoll dort unſterblich bleiben: Triangel, Pendeluhr, Luftpump' und Seekompaß, Zirkel und Lineal, Fernrohr und Winkelmaß; Buchdruckerpreſſen und Elektriſirmaſchinen, Und derlei; welcher Blick kann ſich erfreun an ihnen? Zum Gluͤcke ſind ſie meiſt halb oder ganz und gar Den Augen ohne Glas und Sehrohr unſichtbar. 8*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839/181
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839/181>, abgerufen am 21.11.2024.