Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.76. Sieh, wenn du willst ein Bild von deiner Freiheit haben, Was Menschenwillkür kann auf Erden baun und graben. Man baut sohoch man will, man gräbt sotief man kann, Der Erde Gleichgewicht nimmt keinen Schaden dran. So wirkst du völlig frei in deinem Wirkungskreise, Und bringst den Gang der Welt dadurch nicht aus dem Gleise. Des Künstlers große Kunst ist dis, daß sich ergebe Aus soviel Freiheit ein Nothwendigkeitsgewebe. 76. Sieh, wenn du willſt ein Bild von deiner Freiheit haben, Was Menſchenwillkuͤr kann auf Erden baun und graben. Man baut ſohoch man will, man graͤbt ſotief man kann, Der Erde Gleichgewicht nimmt keinen Schaden dran. So wirkſt du voͤllig frei in deinem Wirkungskreiſe, Und bringſt den Gang der Welt dadurch nicht aus dem Gleiſe. Des Kuͤnſtlers große Kunſt iſt dis, daß ſich ergebe Aus ſoviel Freiheit ein Nothwendigkeitsgewebe. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0168" n="158"/> <div n="2"> <head>76.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Sieh, wenn du willſt ein Bild von deiner Freiheit haben,</l><lb/> <l>Was Menſchenwillkuͤr kann auf Erden baun und graben.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Man baut ſohoch man will, man graͤbt ſotief man kann,</l><lb/> <l>Der Erde Gleichgewicht nimmt keinen Schaden dran.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>So wirkſt du voͤllig frei in deinem Wirkungskreiſe,</l><lb/> <l>Und bringſt den Gang der Welt dadurch nicht aus dem Gleiſe.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Des Kuͤnſtlers große Kunſt iſt dis, daß ſich ergebe</l><lb/> <l>Aus ſoviel Freiheit ein Nothwendigkeitsgewebe.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [158/0168]
76.
Sieh, wenn du willſt ein Bild von deiner Freiheit haben,
Was Menſchenwillkuͤr kann auf Erden baun und graben.
Man baut ſohoch man will, man graͤbt ſotief man kann,
Der Erde Gleichgewicht nimmt keinen Schaden dran.
So wirkſt du voͤllig frei in deinem Wirkungskreiſe,
Und bringſt den Gang der Welt dadurch nicht aus dem Gleiſe.
Des Kuͤnſtlers große Kunſt iſt dis, daß ſich ergebe
Aus ſoviel Freiheit ein Nothwendigkeitsgewebe.
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