Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.48. Ich glaube nicht daß ich im Mittelpunkte stehe, Und die Unendlichkeit um mich sich dienstbar drehe; Doch glaub' ich, daß ich darf mir ordnen zum Vergnügen Bilder der Fantasie aus ew'gen Sternenzügen; Bald als Verliebter sehn ein Blatt mit goldnen Schriften, Und bald als Kind ein Dach, besetzt mit goldnen Stiften. Allein vom Halse soll die Wissenschaft mir bleiben, Die, was ich treib' im Spiel, als trocknen Ernst will treiben, Die kindisch wird, wenn ihr aus Selbstsucht es bedunkt, Im All ihr Pünktchen sei vom All der Mittelpunkt. 49. Wie du die Erde siehst von Schöpferkraft durchwaltet, Naturabstufungen der Menschheit zugestaltet; So hindert nichts, daß nicht auf andern Himmelsfären
Auch andre Ordnungen und Gipfelpunkte wären, 48. Ich glaube nicht daß ich im Mittelpunkte ſtehe, Und die Unendlichkeit um mich ſich dienſtbar drehe; Doch glaub' ich, daß ich darf mir ordnen zum Vergnuͤgen Bilder der Fantaſie aus ew'gen Sternenzuͤgen; Bald als Verliebter ſehn ein Blatt mit goldnen Schriften, Und bald als Kind ein Dach, beſetzt mit goldnen Stiften. Allein vom Halſe ſoll die Wiſſenſchaft mir bleiben, Die, was ich treib' im Spiel, als trocknen Ernſt will treiben, Die kindiſch wird, wenn ihr aus Selbſtſucht es bedunkt, Im All ihr Puͤnktchen ſei vom All der Mittelpunkt. 49. Wie du die Erde ſiehſt von Schoͤpferkraft durchwaltet, Naturabſtufungen der Menſchheit zugeſtaltet; So hindert nichts, daß nicht auf andern Himmelſfaͤren
Auch andre Ordnungen und Gipfelpunkte waͤren, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0149" n="139"/> <div n="2"> <head>48.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Ich glaube nicht daß ich im Mittelpunkte ſtehe,</l><lb/> <l>Und die Unendlichkeit um mich ſich dienſtbar drehe;</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Doch glaub' ich, daß ich darf mir ordnen zum Vergnuͤgen</l><lb/> <l>Bilder der Fantaſie aus ew'gen Sternenzuͤgen;</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Bald als Verliebter ſehn ein Blatt mit goldnen Schriften,</l><lb/> <l>Und bald als Kind ein Dach, beſetzt mit goldnen Stiften.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Allein vom Halſe ſoll die Wiſſenſchaft mir bleiben,</l><lb/> <l>Die, was ich treib' im Spiel, als trocknen Ernſt will treiben,</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Die kindiſch wird, wenn ihr aus Selbſtſucht es bedunkt,</l><lb/> <l>Im All ihr Puͤnktchen ſei vom All der Mittelpunkt.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>49.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Wie du die Erde ſiehſt von Schoͤpferkraft durchwaltet,</l><lb/> <l>Naturabſtufungen der Menſchheit zugeſtaltet;</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>So hindert nichts, daß nicht auf andern Himmelſfaͤren</l><lb/> <l>Auch andre Ordnungen und Gipfelpunkte waͤren,</l> </lg><lb/> <l> </l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [139/0149]
48.
Ich glaube nicht daß ich im Mittelpunkte ſtehe,
Und die Unendlichkeit um mich ſich dienſtbar drehe;
Doch glaub' ich, daß ich darf mir ordnen zum Vergnuͤgen
Bilder der Fantaſie aus ew'gen Sternenzuͤgen;
Bald als Verliebter ſehn ein Blatt mit goldnen Schriften,
Und bald als Kind ein Dach, beſetzt mit goldnen Stiften.
Allein vom Halſe ſoll die Wiſſenſchaft mir bleiben,
Die, was ich treib' im Spiel, als trocknen Ernſt will treiben,
Die kindiſch wird, wenn ihr aus Selbſtſucht es bedunkt,
Im All ihr Puͤnktchen ſei vom All der Mittelpunkt.
49.
Wie du die Erde ſiehſt von Schoͤpferkraft durchwaltet,
Naturabſtufungen der Menſchheit zugeſtaltet;
So hindert nichts, daß nicht auf andern Himmelſfaͤren
Auch andre Ordnungen und Gipfelpunkte waͤren,
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