Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.49. Das Gold, sobald es hat erkannt den Edelstein, Ehrt dessen höhern Glanz, und faßt ihn dienstbar ein. 50. Der Traube Süßigkeit gib denen, die nicht lieben, Damit nicht bitter ganz ihr Gaumen sei geblieben. 51. Von Freunden, dachten wir, sei Freundschaft zu erwarten; Nun sehn wir, dieses Kraut wächst nicht in diesem Garten. 52. Dein eignes Leben selbst ist länger nicht dein eigen, Sobald dein Herz du fühlst zu einem andern neigen. 53. Gib nicht zu schnell dein Wort, so brauchst du's nicht zu brechen; Viel besser ist es, mehr zu halten als versprechen. Rückert, Lehrgedicht VI. 5
49. Das Gold, ſobald es hat erkannt den Edelſtein, Ehrt deſſen hoͤhern Glanz, und faßt ihn dienſtbar ein. 50. Der Traube Suͤßigkeit gib denen, die nicht lieben, Damit nicht bitter ganz ihr Gaumen ſei geblieben. 51. Von Freunden, dachten wir, ſei Freundſchaft zu erwarten; Nun ſehn wir, dieſes Kraut waͤchſt nicht in dieſem Garten. 52. Dein eignes Leben ſelbſt iſt laͤnger nicht dein eigen, Sobald dein Herz du fuͤhlſt zu einem andern neigen. 53. Gib nicht zu ſchnell dein Wort, ſo brauchſt du's nicht zu brechen; Viel beſſer iſt es, mehr zu halten als verſprechen. Ruͤckert, Lehrgedicht VI. 5
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49.
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Der Traube Suͤßigkeit gib denen, die nicht lieben,
Damit nicht bitter ganz ihr Gaumen ſei geblieben.
51.
Von Freunden, dachten wir, ſei Freundſchaft zu erwarten;
Nun ſehn wir, dieſes Kraut waͤchſt nicht in dieſem Garten.
52.
Dein eignes Leben ſelbſt iſt laͤnger nicht dein eigen,
Sobald dein Herz du fuͤhlſt zu einem andern neigen.
53.
Gib nicht zu ſchnell dein Wort, ſo brauchſt du's nicht zu brechen;
Viel beſſer iſt es, mehr zu halten als verſprechen.
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Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839/107>, abgerufen am 22.02.2025. |