Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.39. Sei du der Kerze gleich, die sich in Demut putzt, Und um so heller brennt, wenn man die Schnaup' ihr stutzt. 40. Verzage nicht, mein Herz! das Ei kann Federn kriegen, Und aus der engen Schaal' empor zum Himmel fliegen. 41. Wir hofften schon jahrein, nun laßt jahraus uns hoffen; Am Ende trifft es ein, was noch nicht eingetroffen. 42. Ich glaubte mich gelobt, dir danken wollt' ich schon; Nun lobst du jeden Wicht, beschämt schleich' ich davon. 43. Grün wird vor Lust ein Blatt vom andern Blatt am Baume, Und eine Pflaum' aus Scham roth von der andern Pflaume. 39. Sei du der Kerze gleich, die ſich in Demut putzt, Und um ſo heller brennt, wenn man die Schnaup' ihr ſtutzt. 40. Verzage nicht, mein Herz! das Ei kann Federn kriegen, Und aus der engen Schaal' empor zum Himmel fliegen. 41. Wir hofften ſchon jahrein, nun laßt jahraus uns hoffen; Am Ende trifft es ein, was noch nicht eingetroffen. 42. Ich glaubte mich gelobt, dir danken wollt' ich ſchon; Nun lobſt du jeden Wicht, beſchaͤmt ſchleich' ich davon. 43. Gruͤn wird vor Luſt ein Blatt vom andern Blatt am Baume, Und eine Pflaum' aus Scham roth von der andern Pflaume. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0105" n="95"/> <div n="2"> <head>39.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Sei du der Kerze gleich, die ſich in Demut putzt,</l><lb/> <l>Und um ſo heller brennt, wenn man die Schnaup' ihr ſtutzt.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>40.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Verzage nicht, mein Herz! das Ei kann Federn kriegen,</l><lb/> <l>Und aus der engen Schaal' empor zum Himmel fliegen.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>41.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Wir hofften ſchon jahrein, nun laßt jahraus uns hoffen;</l><lb/> <l>Am Ende trifft es ein, was noch nicht eingetroffen.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>42.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Ich glaubte mich gelobt, dir danken wollt' ich ſchon;</l><lb/> <l>Nun lobſt du jeden Wicht, beſchaͤmt ſchleich' ich davon.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>43.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Gruͤn wird vor Luſt ein Blatt vom andern Blatt am Baume,</l><lb/> <l>Und eine Pflaum' aus Scham roth von der andern Pflaume.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [95/0105]
39.
Sei du der Kerze gleich, die ſich in Demut putzt,
Und um ſo heller brennt, wenn man die Schnaup' ihr ſtutzt.
40.
Verzage nicht, mein Herz! das Ei kann Federn kriegen,
Und aus der engen Schaal' empor zum Himmel fliegen.
41.
Wir hofften ſchon jahrein, nun laßt jahraus uns hoffen;
Am Ende trifft es ein, was noch nicht eingetroffen.
42.
Ich glaubte mich gelobt, dir danken wollt' ich ſchon;
Nun lobſt du jeden Wicht, beſchaͤmt ſchleich' ich davon.
43.
Gruͤn wird vor Luſt ein Blatt vom andern Blatt am Baume,
Und eine Pflaum' aus Scham roth von der andern Pflaume.
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Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839/105>, abgerufen am 22.02.2025. |