Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.

Bild:
<< vorherige Seite
111.
Solang hast du gesäumt an manchem guten Tage
Das Werk zu thun, und nun führst du am schlechten Klage.
Solange gab dir Frist der Himmel es zu thun,
Da hast du ruhn gewollt, nun heut heißt er dich ruhn.

112.
Wenn dein Gemüt ist frisch vom Thau der Nacht befeuchtet,
Und deine Seele klar vom Morgenglanz durchleuchtet;
So schwinge mit Vertraun in Andacht dich empor,
Und trage dein Gebet dem Herrn der Schöpfung vor!
Ein Vaterauge schaut, es hört ein Vaterohr;
Ihm trage dein Gebet mit aller Schöpfung vor!
Zum Himmel aufwerts blickt und ruft der Wesen Chor;
Nun trage dein Gebet mit Blick und Worten vor!
Den Wünschen aufgethan ist der Erhörung Thor;
O trage dein Gebet in frommen Wünschen vor!

111.
Solang haſt du geſaͤumt an manchem guten Tage
Das Werk zu thun, und nun fuͤhrſt du am ſchlechten Klage.
Solange gab dir Friſt der Himmel es zu thun,
Da haſt du ruhn gewollt, nun heut heißt er dich ruhn.

112.
Wenn dein Gemuͤt iſt friſch vom Thau der Nacht befeuchtet,
Und deine Seele klar vom Morgenglanz durchleuchtet;
So ſchwinge mit Vertraun in Andacht dich empor,
Und trage dein Gebet dem Herrn der Schoͤpfung vor!
Ein Vaterauge ſchaut, es hoͤrt ein Vaterohr;
Ihm trage dein Gebet mit aller Schoͤpfung vor!
Zum Himmel aufwerts blickt und ruft der Weſen Chor;
Nun trage dein Gebet mit Blick und Worten vor!
Den Wuͤnſchen aufgethan iſt der Erhoͤrung Thor;
O trage dein Gebet in frommen Wuͤnſchen vor!

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0216" n="206"/>
        <div n="2">
          <head>111.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Solang ha&#x017F;t du ge&#x017F;a&#x0364;umt an manchem guten Tage</l><lb/>
              <l>Das Werk zu thun, und nun fu&#x0364;hr&#x017F;t du am &#x017F;chlechten Klage.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Solange gab dir Fri&#x017F;t der Himmel es zu thun,</l><lb/>
              <l>Da ha&#x017F;t du ruhn gewollt, nun heut heißt er dich ruhn.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>112.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Wenn dein Gemu&#x0364;t i&#x017F;t fri&#x017F;ch vom Thau der Nacht befeuchtet,</l><lb/>
              <l>Und deine Seele klar vom Morgenglanz durchleuchtet;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>So &#x017F;chwinge mit Vertraun in Andacht dich empor,</l><lb/>
              <l>Und trage dein Gebet dem Herrn der Scho&#x0364;pfung vor!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Ein Vaterauge &#x017F;chaut, es ho&#x0364;rt ein Vaterohr;</l><lb/>
              <l>Ihm trage dein Gebet mit aller Scho&#x0364;pfung vor!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Zum Himmel aufwerts blickt und ruft der We&#x017F;en Chor;</l><lb/>
              <l>Nun trage dein Gebet mit Blick und Worten vor!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Den Wu&#x0364;n&#x017F;chen aufgethan i&#x017F;t der Erho&#x0364;rung Thor;</l><lb/>
              <l>O trage dein Gebet in frommen Wu&#x0364;n&#x017F;chen vor!</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[206/0216] 111. Solang haſt du geſaͤumt an manchem guten Tage Das Werk zu thun, und nun fuͤhrſt du am ſchlechten Klage. Solange gab dir Friſt der Himmel es zu thun, Da haſt du ruhn gewollt, nun heut heißt er dich ruhn. 112. Wenn dein Gemuͤt iſt friſch vom Thau der Nacht befeuchtet, Und deine Seele klar vom Morgenglanz durchleuchtet; So ſchwinge mit Vertraun in Andacht dich empor, Und trage dein Gebet dem Herrn der Schoͤpfung vor! Ein Vaterauge ſchaut, es hoͤrt ein Vaterohr; Ihm trage dein Gebet mit aller Schoͤpfung vor! Zum Himmel aufwerts blickt und ruft der Weſen Chor; Nun trage dein Gebet mit Blick und Worten vor! Den Wuͤnſchen aufgethan iſt der Erhoͤrung Thor; O trage dein Gebet in frommen Wuͤnſchen vor!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839/216
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839/216>, abgerufen am 26.04.2024.