Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.62. Wenn du das Ziel nur kennst, und bist auf rechten Wegen, Gleichviel ists wie du rennst den Weg dem Ziel entgegen. Du magst zu Fuße gehn, du magst auch reiten, fahren, Dein Ziel nur mußt du sehn, und deines Weges wahren. Nur vorwerts, nie zurück! kein müßiges Bedenken! Das Einzle muß das Glück, Gott muß das Ganze lenken. Schmal ist der rechte Weg, doch ist er nicht so schmal, Daß rechts und links zu gehn dir bliebe nicht die Wahl. Auch eben ist der Weg, doch ist er nicht so eben, Daß fortzukommen du den Fuß nicht müßest heben. Drum geh rechts oder links, wie's in den Sinn dir kommt, Und hebe so den Fuß im Takte wie es frommt. Im Wege magst du dich nach einer Blume bücken, Nicht biegen aus dem Weg, um Blumen nur zu pflücken. Stets eilen mußt du dich, doch nie dich übereilen, Nie weilen ohne Noth, doch gern wo's Noth thut, weilen. 62. Wenn du das Ziel nur kennſt, und biſt auf rechten Wegen, Gleichviel iſts wie du rennſt den Weg dem Ziel entgegen. Du magſt zu Fuße gehn, du magſt auch reiten, fahren, Dein Ziel nur mußt du ſehn, und deines Weges wahren. Nur vorwerts, nie zuruͤck! kein muͤßiges Bedenken! Das Einzle muß das Gluͤck, Gott muß das Ganze lenken. Schmal iſt der rechte Weg, doch iſt er nicht ſo ſchmal, Daß rechts und links zu gehn dir bliebe nicht die Wahl. Auch eben iſt der Weg, doch iſt er nicht ſo eben, Daß fortzukommen du den Fuß nicht muͤßeſt heben. Drum geh rechts oder links, wie's in den Sinn dir kommt, Und hebe ſo den Fuß im Takte wie es frommt. Im Wege magſt du dich nach einer Blume buͤcken, Nicht biegen aus dem Weg, um Blumen nur zu pfluͤcken. Stets eilen mußt du dich, doch nie dich uͤbereilen, Nie weilen ohne Noth, doch gern wo's Noth thut, weilen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0071" n="61"/> <div n="2"> <head>62.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wenn du das Ziel nur kennſt, und biſt auf rechten Wegen,</l><lb/> <l>Gleichviel iſts wie du rennſt den Weg dem Ziel entgegen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Du magſt zu Fuße gehn, du magſt auch reiten, fahren,</l><lb/> <l>Dein Ziel nur mußt du ſehn, und deines Weges wahren.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Nur vorwerts, nie zuruͤck! kein muͤßiges Bedenken!</l><lb/> <l>Das Einzle muß das Gluͤck, Gott muß das Ganze lenken.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Schmal iſt der rechte Weg, doch iſt er nicht ſo ſchmal,</l><lb/> <l>Daß rechts und links zu gehn dir bliebe nicht die Wahl.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Auch eben iſt der Weg, doch iſt er nicht ſo eben,</l><lb/> <l>Daß fortzukommen du den Fuß nicht muͤßeſt heben.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Drum geh rechts oder links, wie's in den Sinn dir kommt,</l><lb/> <l>Und hebe ſo den Fuß im Takte wie es frommt.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Im Wege magſt du dich nach einer Blume buͤcken,</l><lb/> <l>Nicht biegen aus dem Weg, um Blumen nur zu pfluͤcken.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Stets eilen mußt du dich, doch nie dich uͤbereilen,</l><lb/> <l>Nie weilen ohne Noth, doch gern wo's Noth thut, weilen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [61/0071]
62.
Wenn du das Ziel nur kennſt, und biſt auf rechten Wegen,
Gleichviel iſts wie du rennſt den Weg dem Ziel entgegen.
Du magſt zu Fuße gehn, du magſt auch reiten, fahren,
Dein Ziel nur mußt du ſehn, und deines Weges wahren.
Nur vorwerts, nie zuruͤck! kein muͤßiges Bedenken!
Das Einzle muß das Gluͤck, Gott muß das Ganze lenken.
Schmal iſt der rechte Weg, doch iſt er nicht ſo ſchmal,
Daß rechts und links zu gehn dir bliebe nicht die Wahl.
Auch eben iſt der Weg, doch iſt er nicht ſo eben,
Daß fortzukommen du den Fuß nicht muͤßeſt heben.
Drum geh rechts oder links, wie's in den Sinn dir kommt,
Und hebe ſo den Fuß im Takte wie es frommt.
Im Wege magſt du dich nach einer Blume buͤcken,
Nicht biegen aus dem Weg, um Blumen nur zu pfluͤcken.
Stets eilen mußt du dich, doch nie dich uͤbereilen,
Nie weilen ohne Noth, doch gern wo's Noth thut, weilen.
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