Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.73. Im Sonnenschein mußt du mit dir den Mantel tragen, Wenn du ihn haben willst im Regen umzuschlagen. Villeicht trägst du ihn mit als unnütz Hindernis; Doch laß ihn nur zu Haus, so fehlt er dir gewis. 74. Du Ueberschrift am Weg sagst: "Hemme deinen Gang, O Wanderer, und lis!" Allein du bist zu lang. Sei kurz, o Ueberschrift! so bleib' ich gerne stehn; Doch du bist länger als der Weg, den ich muß gehn. 75. Hinaus aus dieser Schluft, aus dieser Kluft hinaus! Daraus hinaus verlangt selbst wer drin ist zu Haus. Daraus hinaus verlangt des Wildbachs lauter Braus: Hinaus aus dieser Schluft, aus dieser Kluft hinaus! 73. Im Sonnenſchein mußt du mit dir den Mantel tragen, Wenn du ihn haben willſt im Regen umzuſchlagen. Villeicht traͤgſt du ihn mit als unnuͤtz Hindernis; Doch laß ihn nur zu Haus, ſo fehlt er dir gewis. 74. Du Ueberſchrift am Weg ſagſt: „Hemme deinen Gang, O Wanderer, und lis!“ Allein du biſt zu lang. Sei kurz, o Ueberſchrift! ſo bleib' ich gerne ſtehn; Doch du biſt laͤnger als der Weg, den ich muß gehn. 75. Hinaus aus dieſer Schluft, aus dieſer Kluft hinaus! Daraus hinaus verlangt ſelbſt wer drin iſt zu Haus. Daraus hinaus verlangt des Wildbachs lauter Braus: Hinaus aus dieſer Schluft, aus dieſer Kluft hinaus! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0356" n="346"/> <div n="2"> <head>73.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Im Sonnenſchein mußt du mit dir den Mantel tragen,</l><lb/> <l>Wenn du ihn haben willſt im Regen umzuſchlagen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Villeicht traͤgſt du ihn mit als unnuͤtz Hindernis;</l><lb/> <l>Doch laß ihn nur zu Haus, ſo fehlt er dir gewis.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>74.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Du Ueberſchrift am Weg ſagſt: „Hemme deinen Gang,</l><lb/> <l>O Wanderer, und lis!“ Allein du biſt zu lang.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Sei kurz, o Ueberſchrift! ſo bleib' ich gerne ſtehn;</l><lb/> <l>Doch du biſt laͤnger als der Weg, den ich muß gehn.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>75.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Hinaus aus dieſer Schluft, aus dieſer Kluft hinaus!</l><lb/> <l>Daraus hinaus verlangt ſelbſt wer drin iſt zu Haus.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Daraus hinaus verlangt des Wildbachs lauter Braus:</l><lb/> <l>Hinaus aus dieſer Schluft, aus dieſer Kluft hinaus!</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [346/0356]
73.
Im Sonnenſchein mußt du mit dir den Mantel tragen,
Wenn du ihn haben willſt im Regen umzuſchlagen.
Villeicht traͤgſt du ihn mit als unnuͤtz Hindernis;
Doch laß ihn nur zu Haus, ſo fehlt er dir gewis.
74.
Du Ueberſchrift am Weg ſagſt: „Hemme deinen Gang,
O Wanderer, und lis!“ Allein du biſt zu lang.
Sei kurz, o Ueberſchrift! ſo bleib' ich gerne ſtehn;
Doch du biſt laͤnger als der Weg, den ich muß gehn.
75.
Hinaus aus dieſer Schluft, aus dieſer Kluft hinaus!
Daraus hinaus verlangt ſelbſt wer drin iſt zu Haus.
Daraus hinaus verlangt des Wildbachs lauter Braus:
Hinaus aus dieſer Schluft, aus dieſer Kluft hinaus!
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