Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.33. Soviel in eurer Art ist einfach, uranfänglich; Warum? nur weil ihr seid der Bildung unempfänglich. Wenn unempfänglich nicht, der Bildung doch nicht werth; Ihr seid so wahr wenn roh, so falsch wenn aufgeklärt. Euch scheinet ganz und gar versagt die rechte Mitte, Die Roheit abzuthun ohn' abzuthun die Sitte. 34. Ich fuhr den See hinab und wollt' ihn recht beschaun, Ich fieng vom Nächsten an, dem Schiffermädchen braun, Das gegenüber saß, den Blick mir zugewendet; Ins Auge sah ich ihr, und war davon verblendet. Und als ich anderer Aussichten noch genossen Als der auf ihr Gesicht, war meine Fahrt geschlossen. 33. Soviel in eurer Art iſt einfach, uranfaͤnglich; Warum? nur weil ihr ſeid der Bildung unempfaͤnglich. Wenn unempfaͤnglich nicht, der Bildung doch nicht werth; Ihr ſeid ſo wahr wenn roh, ſo falſch wenn aufgeklaͤrt. Euch ſcheinet ganz und gar verſagt die rechte Mitte, Die Roheit abzuthun ohn' abzuthun die Sitte. 34. Ich fuhr den See hinab und wollt' ihn recht beſchaun, Ich fieng vom Naͤchſten an, dem Schiffermaͤdchen braun, Das gegenuͤber ſaß, den Blick mir zugewendet; Ins Auge ſah ich ihr, und war davon verblendet. Und als ich anderer Ausſichten noch genoſſen Als der auf ihr Geſicht, war meine Fahrt geſchloſſen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0340" n="330"/> <div n="2"> <head>33.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Soviel in eurer Art iſt einfach, uranfaͤnglich;</l><lb/> <l>Warum? nur weil ihr ſeid der Bildung unempfaͤnglich.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Wenn unempfaͤnglich nicht, der Bildung doch nicht werth;</l><lb/> <l>Ihr ſeid ſo wahr wenn roh, ſo falſch wenn aufgeklaͤrt.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Euch ſcheinet ganz und gar verſagt die rechte Mitte,</l><lb/> <l>Die Roheit abzuthun ohn' abzuthun die Sitte.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>34.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Ich fuhr den See hinab und wollt' ihn recht beſchaun,</l><lb/> <l>Ich fieng vom Naͤchſten an, dem Schiffermaͤdchen braun,</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Das gegenuͤber ſaß, den Blick mir zugewendet;</l><lb/> <l>Ins Auge ſah ich ihr, und war davon verblendet.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Und als ich anderer Ausſichten noch genoſſen</l><lb/> <l>Als der auf ihr Geſicht, war meine Fahrt geſchloſſen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [330/0340]
33.
Soviel in eurer Art iſt einfach, uranfaͤnglich;
Warum? nur weil ihr ſeid der Bildung unempfaͤnglich.
Wenn unempfaͤnglich nicht, der Bildung doch nicht werth;
Ihr ſeid ſo wahr wenn roh, ſo falſch wenn aufgeklaͤrt.
Euch ſcheinet ganz und gar verſagt die rechte Mitte,
Die Roheit abzuthun ohn' abzuthun die Sitte.
34.
Ich fuhr den See hinab und wollt' ihn recht beſchaun,
Ich fieng vom Naͤchſten an, dem Schiffermaͤdchen braun,
Das gegenuͤber ſaß, den Blick mir zugewendet;
Ins Auge ſah ich ihr, und war davon verblendet.
Und als ich anderer Ausſichten noch genoſſen
Als der auf ihr Geſicht, war meine Fahrt geſchloſſen.
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Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839/340>, abgerufen am 22.02.2025. |