Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.17. Was du im täglichen Hinleben leicht vergissest, Wo nicht vergissest, doch nach Würden nicht ermissest, Das Glück der Häuslichkeit, der Deinen Lieb' und Treue; Geh auf die Reise nur, so fühlest du's aufs neue: Wenn dir vom Hause kommt ein Brief und Kunde giebt, Daß alles ist gesund, und dich ins Ferne liebt; Ein solcher Gruß, wieviel des Großen du und Schönen Magst draußen sehn, wird erst mit innrer Lust es krönen. 18. Den Weg am Berg empor beschließt ein Gitterthor, Nur schwankend angelehnt; ein Bettler sitzt davor. Er bettelt nicht, gelehnt auf seinen Bettlerstab, Der Betschnur Kügelchen betet er schweigend ab. Er schaut nicht, sondern horcht, denn sein Gesicht ist blind, Ob sich ein Fußtritt naht, dann hebt er sich geschwind. 17. Was du im taͤglichen Hinleben leicht vergiſſeſt, Wo nicht vergiſſeſt, doch nach Wuͤrden nicht ermiſſeſt, Das Gluͤck der Haͤuslichkeit, der Deinen Lieb' und Treue; Geh auf die Reiſe nur, ſo fuͤhleſt du's aufs neue: Wenn dir vom Hauſe kommt ein Brief und Kunde giebt, Daß alles iſt geſund, und dich ins Ferne liebt; Ein ſolcher Gruß, wieviel des Großen du und Schoͤnen Magſt draußen ſehn, wird erſt mit innrer Luſt es kroͤnen. 18. Den Weg am Berg empor beſchließt ein Gitterthor, Nur ſchwankend angelehnt; ein Bettler ſitzt davor. Er bettelt nicht, gelehnt auf ſeinen Bettlerſtab, Der Betſchnur Kuͤgelchen betet er ſchweigend ab. Er ſchaut nicht, ſondern horcht, denn ſein Geſicht iſt blind, Ob ſich ein Fußtritt naht, dann hebt er ſich geſchwind. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0328" n="318"/> <div n="2"> <head>17.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Was du im taͤglichen Hinleben leicht vergiſſeſt,</l><lb/> <l>Wo nicht vergiſſeſt, doch nach Wuͤrden nicht ermiſſeſt,</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Das Gluͤck der Haͤuslichkeit, der Deinen Lieb' und Treue;</l><lb/> <l>Geh auf die Reiſe nur, ſo fuͤhleſt du's aufs neue:</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Wenn dir vom Hauſe kommt ein Brief und Kunde giebt,</l><lb/> <l>Daß alles iſt geſund, und dich ins Ferne liebt;</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Ein ſolcher Gruß, wieviel des Großen du und Schoͤnen</l><lb/> <l>Magſt draußen ſehn, wird erſt mit innrer Luſt es kroͤnen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>18.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Den Weg am Berg empor beſchließt ein Gitterthor,</l><lb/> <l>Nur ſchwankend angelehnt; ein Bettler ſitzt davor.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Er bettelt nicht, gelehnt auf ſeinen Bettlerſtab,</l><lb/> <l>Der Betſchnur Kuͤgelchen betet er ſchweigend ab.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Er ſchaut nicht, ſondern horcht, denn ſein Geſicht iſt blind,</l><lb/> <l>Ob ſich ein Fußtritt naht, dann hebt er ſich geſchwind.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [318/0328]
17.
Was du im taͤglichen Hinleben leicht vergiſſeſt,
Wo nicht vergiſſeſt, doch nach Wuͤrden nicht ermiſſeſt,
Das Gluͤck der Haͤuslichkeit, der Deinen Lieb' und Treue;
Geh auf die Reiſe nur, ſo fuͤhleſt du's aufs neue:
Wenn dir vom Hauſe kommt ein Brief und Kunde giebt,
Daß alles iſt geſund, und dich ins Ferne liebt;
Ein ſolcher Gruß, wieviel des Großen du und Schoͤnen
Magſt draußen ſehn, wird erſt mit innrer Luſt es kroͤnen.
18.
Den Weg am Berg empor beſchließt ein Gitterthor,
Nur ſchwankend angelehnt; ein Bettler ſitzt davor.
Er bettelt nicht, gelehnt auf ſeinen Bettlerſtab,
Der Betſchnur Kuͤgelchen betet er ſchweigend ab.
Er ſchaut nicht, ſondern horcht, denn ſein Geſicht iſt blind,
Ob ſich ein Fußtritt naht, dann hebt er ſich geſchwind.
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