Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.90. Lust an Vergänglichem kann nur vergänglich seyn, Und ewig ist die Lust am Ewigen allein. Du sagst dir das, und kannst dennoch der Lust nicht wehren, Was unbegehrenswerth du siehest, zu begehren. Warum? weil in dir selbst ist ein Vergängliches, Der Unvergänglichkeit ganz unempfängliches. Doch fühlest du in dir ein Andres unvergänglich, Dem, was vergänglich ist, erscheinet unzulänglich. In solchem Kampfe bleibt der Sieg nicht zweifelhaft, Sobald das Edlere gebrauchet seine Kraft. Dir wird für ew'ge Lust jemehr Empfänglichkeit, Jemehr in deiner Brust reift Unvergänglichkeit. 90. Luſt an Vergaͤnglichem kann nur vergaͤnglich ſeyn, Und ewig iſt die Luſt am Ewigen allein. Du ſagſt dir das, und kannſt dennoch der Luſt nicht wehren, Was unbegehrenswerth du ſieheſt, zu begehren. Warum? weil in dir ſelbſt iſt ein Vergaͤngliches, Der Unvergaͤnglichkeit ganz unempfaͤngliches. Doch fuͤhleſt du in dir ein Andres unvergaͤnglich, Dem, was vergaͤnglich iſt, erſcheinet unzulaͤnglich. In ſolchem Kampfe bleibt der Sieg nicht zweifelhaft, Sobald das Edlere gebrauchet ſeine Kraft. Dir wird fuͤr ew'ge Luſt jemehr Empfaͤnglichkeit, Jemehr in deiner Bruſt reift Unvergaͤnglichkeit. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0300" n="290"/> <div n="2"> <head>90.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Luſt an Vergaͤnglichem kann nur vergaͤnglich ſeyn,</l><lb/> <l>Und ewig iſt die Luſt am Ewigen allein.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Du ſagſt dir das, und kannſt dennoch der Luſt nicht wehren,</l><lb/> <l>Was unbegehrenswerth du ſieheſt, zu begehren.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Warum? weil in dir ſelbſt iſt ein Vergaͤngliches,</l><lb/> <l>Der Unvergaͤnglichkeit ganz unempfaͤngliches.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Doch fuͤhleſt du in dir ein Andres unvergaͤnglich,</l><lb/> <l>Dem, was vergaͤnglich iſt, erſcheinet unzulaͤnglich.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>In ſolchem Kampfe bleibt der Sieg nicht zweifelhaft,</l><lb/> <l>Sobald das Edlere gebrauchet ſeine Kraft.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Dir wird fuͤr ew'ge Luſt jemehr Empfaͤnglichkeit,</l><lb/> <l>Jemehr in deiner Bruſt reift Unvergaͤnglichkeit.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [290/0300]
90.
Luſt an Vergaͤnglichem kann nur vergaͤnglich ſeyn,
Und ewig iſt die Luſt am Ewigen allein.
Du ſagſt dir das, und kannſt dennoch der Luſt nicht wehren,
Was unbegehrenswerth du ſieheſt, zu begehren.
Warum? weil in dir ſelbſt iſt ein Vergaͤngliches,
Der Unvergaͤnglichkeit ganz unempfaͤngliches.
Doch fuͤhleſt du in dir ein Andres unvergaͤnglich,
Dem, was vergaͤnglich iſt, erſcheinet unzulaͤnglich.
In ſolchem Kampfe bleibt der Sieg nicht zweifelhaft,
Sobald das Edlere gebrauchet ſeine Kraft.
Dir wird fuͤr ew'ge Luſt jemehr Empfaͤnglichkeit,
Jemehr in deiner Bruſt reift Unvergaͤnglichkeit.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839/300 |
Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839/300>, abgerufen am 22.02.2025. |