Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.66. Glückselig bist du, wenn auf Folgrungen und Schlüssen Das Beste so du weißt, du nicht hast gründen müssen. So brauchst du gegen die dich auch nicht zu ereifern, Die mit unreifem Witz bekämpfen deinen reifern. Schwank ist Gedankenbau, und nur die Ueberzeugung, Die auf sich selber ruht, befürchtet keine Beugung. 67. Wenn du den Formeln siehst ins Herz, nicht aufs Gewand, Den Formeln, die der Geist zu seinem Spiel erfand; So kannst du dir getrost aus allerlei Systemen Den Kern der Nahrung, wie aus Hülsen Körner, nehmen. Wie sie's begründen dir, entwickeln und ableiten, Sie sind im Sinn dir eins, die sich in Worten streiten. Sie fördern nur zu Tag den Vorrath ihrer Brust, Den aufzunehmen du in dir schon haben must. 66. Gluͤckſelig biſt du, wenn auf Folgrungen und Schluͤſſen Das Beſte ſo du weißt, du nicht haſt gruͤnden muͤſſen. So brauchſt du gegen die dich auch nicht zu ereifern, Die mit unreifem Witz bekaͤmpfen deinen reifern. Schwank iſt Gedankenbau, und nur die Ueberzeugung, Die auf ſich ſelber ruht, befuͤrchtet keine Beugung. 67. Wenn du den Formeln ſiehſt ins Herz, nicht aufs Gewand, Den Formeln, die der Geiſt zu ſeinem Spiel erfand; So kannſt du dir getroſt aus allerlei Syſtemen Den Kern der Nahrung, wie aus Huͤlſen Koͤrner, nehmen. Wie ſie's begruͤnden dir, entwickeln und ableiten, Sie ſind im Sinn dir eins, die ſich in Worten ſtreiten. Sie foͤrdern nur zu Tag den Vorrath ihrer Bruſt, Den aufzunehmen du in dir ſchon haben muſt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0282" n="272"/> <div n="2"> <head>66.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Gluͤckſelig biſt du, wenn auf Folgrungen und Schluͤſſen</l><lb/> <l>Das Beſte ſo du weißt, du nicht haſt gruͤnden muͤſſen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>So brauchſt du gegen die dich auch nicht zu ereifern,</l><lb/> <l>Die mit unreifem Witz bekaͤmpfen deinen reifern.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Schwank iſt Gedankenbau, und nur die Ueberzeugung,</l><lb/> <l>Die auf ſich ſelber ruht, befuͤrchtet keine Beugung.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>67.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wenn du den Formeln ſiehſt ins Herz, nicht aufs Gewand,</l><lb/> <l>Den Formeln, die der Geiſt zu ſeinem Spiel erfand;</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>So kannſt du dir getroſt aus allerlei Syſtemen</l><lb/> <l>Den Kern der Nahrung, wie aus Huͤlſen Koͤrner, nehmen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Wie ſie's begruͤnden dir, entwickeln und ableiten,</l><lb/> <l>Sie ſind im Sinn dir eins, die ſich in Worten ſtreiten.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Sie foͤrdern nur zu Tag den Vorrath ihrer Bruſt,</l><lb/> <l>Den aufzunehmen du in dir ſchon haben muſt.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [272/0282]
66.
Gluͤckſelig biſt du, wenn auf Folgrungen und Schluͤſſen
Das Beſte ſo du weißt, du nicht haſt gruͤnden muͤſſen.
So brauchſt du gegen die dich auch nicht zu ereifern,
Die mit unreifem Witz bekaͤmpfen deinen reifern.
Schwank iſt Gedankenbau, und nur die Ueberzeugung,
Die auf ſich ſelber ruht, befuͤrchtet keine Beugung.
67.
Wenn du den Formeln ſiehſt ins Herz, nicht aufs Gewand,
Den Formeln, die der Geiſt zu ſeinem Spiel erfand;
So kannſt du dir getroſt aus allerlei Syſtemen
Den Kern der Nahrung, wie aus Huͤlſen Koͤrner, nehmen.
Wie ſie's begruͤnden dir, entwickeln und ableiten,
Sie ſind im Sinn dir eins, die ſich in Worten ſtreiten.
Sie foͤrdern nur zu Tag den Vorrath ihrer Bruſt,
Den aufzunehmen du in dir ſchon haben muſt.
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