Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.58. Nicht minder haben dich die Ding' als du sie hast; Du suchest deine Lust, und findest deine Last. Nicht nur dein Hab' und Gut, nicht nur dein Weib und Kind, Dein Garten, Haus und Hof, dein Esel, Schaf und Rind; Auch deine Wissenschaft und deine Kunst vor allen, Sind minder dir da als du ihnen zu Gefallen. Rath' ich deswegen dir vondannen sie zu treiben, Da ohn' einander ihr einmal nicht könnet bleiben? Ich rathe nur, dich recht mit ihnen abzufinden, So den Begriff von Lust und Sorge zu verbinden, Daß du in ihnen mehr die Lust siehst, weil vorhanden Sie einmal sind, und mehr die Sorge, wenn sie schwanden. 58. Nicht minder haben dich die Ding' als du ſie haſt; Du ſucheſt deine Luſt, und findeſt deine Laſt. Nicht nur dein Hab' und Gut, nicht nur dein Weib und Kind, Dein Garten, Haus und Hof, dein Eſel, Schaf und Rind; Auch deine Wiſſenſchaft und deine Kunſt vor allen, Sind minder dir da als du ihnen zu Gefallen. Rath' ich deswegen dir vondannen ſie zu treiben, Da ohn' einander ihr einmal nicht koͤnnet bleiben? Ich rathe nur, dich recht mit ihnen abzufinden, So den Begriff von Luſt und Sorge zu verbinden, Daß du in ihnen mehr die Luſt ſiehſt, weil vorhanden Sie einmal ſind, und mehr die Sorge, wenn ſie ſchwanden. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0276" n="266"/> <div n="2"> <head>58.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Nicht minder haben dich die Ding' als du ſie haſt;</l><lb/> <l>Du ſucheſt deine Luſt, und findeſt deine Laſt.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Nicht nur dein Hab' und Gut, nicht nur dein Weib und Kind,</l><lb/> <l>Dein Garten, Haus und Hof, dein Eſel, Schaf und Rind;</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Auch deine Wiſſenſchaft und deine Kunſt vor allen,</l><lb/> <l>Sind minder dir da als du ihnen zu Gefallen.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Rath' ich deswegen dir vondannen ſie zu treiben,</l><lb/> <l>Da ohn' einander ihr einmal nicht koͤnnet bleiben?</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Ich rathe nur, dich recht mit ihnen abzufinden,</l><lb/> <l>So den Begriff von Luſt und Sorge zu verbinden,</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Daß du in ihnen mehr die Luſt ſiehſt, weil vorhanden</l><lb/> <l>Sie einmal ſind, und mehr die Sorge, wenn ſie ſchwanden.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [266/0276]
58.
Nicht minder haben dich die Ding' als du ſie haſt;
Du ſucheſt deine Luſt, und findeſt deine Laſt.
Nicht nur dein Hab' und Gut, nicht nur dein Weib und Kind,
Dein Garten, Haus und Hof, dein Eſel, Schaf und Rind;
Auch deine Wiſſenſchaft und deine Kunſt vor allen,
Sind minder dir da als du ihnen zu Gefallen.
Rath' ich deswegen dir vondannen ſie zu treiben,
Da ohn' einander ihr einmal nicht koͤnnet bleiben?
Ich rathe nur, dich recht mit ihnen abzufinden,
So den Begriff von Luſt und Sorge zu verbinden,
Daß du in ihnen mehr die Luſt ſiehſt, weil vorhanden
Sie einmal ſind, und mehr die Sorge, wenn ſie ſchwanden.
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