Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.30. Sowahr als aus dem Eins die Zahlenreihe fließt, Sowahr aus einem Keim des Baumes Krone sprießt; Sowahr erkennest du, daß der ist einzig Einer, Aus welchem alles ist, und gleich ihm ewig keiner. Doch fühlt der Mensch soweit vom Ursprung sich getrennt, Daß Mittelstufen er nothwendig anerkennt. Ob er sie Götter mag, Kräft' oder Geister nennen, Ihn binden sollen sie an Gott, von Gott nicht trennen. Sie sollen das Geweb vom Mittelpunkt ausbreiten, Bis in sein kleines Ich die Lebensfäden leiten. Was also streitet ihr um wechselnde Betitlung Von Heilsanstalt und Amt der Sühnung und Vermittlung? Ob hier der Schöpfer sich verborgen im Erhalter, Der Hausherr dort zurück trat hinterm Hausverwalter? 30. Sowahr als aus dem Eins die Zahlenreihe fließt, Sowahr aus einem Keim des Baumes Krone ſprießt; Sowahr erkenneſt du, daß der iſt einzig Einer, Aus welchem alles iſt, und gleich ihm ewig keiner. Doch fuͤhlt der Menſch ſoweit vom Urſprung ſich getrennt, Daß Mittelſtufen er nothwendig anerkennt. Ob er ſie Goͤtter mag, Kraͤft' oder Geiſter nennen, Ihn binden ſollen ſie an Gott, von Gott nicht trennen. Sie ſollen das Geweb vom Mittelpunkt ausbreiten, Bis in ſein kleines Ich die Lebensfaͤden leiten. Was alſo ſtreitet ihr um wechſelnde Betitlung Von Heilsanſtalt und Amt der Suͤhnung und Vermittlung? Ob hier der Schoͤpfer ſich verborgen im Erhalter, Der Hausherr dort zuruͤck trat hinterm Hausverwalter? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0256" n="246"/> <div n="2"> <head>30.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Sowahr als aus dem Eins die Zahlenreihe fließt,</l><lb/> <l>Sowahr aus einem Keim des Baumes Krone ſprießt;</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Sowahr erkenneſt du, daß der iſt einzig Einer,</l><lb/> <l>Aus welchem alles iſt, und gleich ihm ewig keiner.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Doch fuͤhlt der Menſch ſoweit vom Urſprung ſich getrennt,</l><lb/> <l>Daß Mittelſtufen er nothwendig anerkennt.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Ob er ſie Goͤtter mag, Kraͤft' oder Geiſter nennen,</l><lb/> <l>Ihn binden ſollen ſie an Gott, von Gott nicht trennen.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Sie ſollen das Geweb vom Mittelpunkt ausbreiten,</l><lb/> <l>Bis in ſein kleines Ich die Lebensfaͤden leiten.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Was alſo ſtreitet ihr um wechſelnde Betitlung</l><lb/> <l>Von Heilsanſtalt und Amt der Suͤhnung und Vermittlung?</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Ob hier der Schoͤpfer ſich verborgen im Erhalter,</l><lb/> <l>Der Hausherr dort zuruͤck trat hinterm Hausverwalter?</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [246/0256]
30.
Sowahr als aus dem Eins die Zahlenreihe fließt,
Sowahr aus einem Keim des Baumes Krone ſprießt;
Sowahr erkenneſt du, daß der iſt einzig Einer,
Aus welchem alles iſt, und gleich ihm ewig keiner.
Doch fuͤhlt der Menſch ſoweit vom Urſprung ſich getrennt,
Daß Mittelſtufen er nothwendig anerkennt.
Ob er ſie Goͤtter mag, Kraͤft' oder Geiſter nennen,
Ihn binden ſollen ſie an Gott, von Gott nicht trennen.
Sie ſollen das Geweb vom Mittelpunkt ausbreiten,
Bis in ſein kleines Ich die Lebensfaͤden leiten.
Was alſo ſtreitet ihr um wechſelnde Betitlung
Von Heilsanſtalt und Amt der Suͤhnung und Vermittlung?
Ob hier der Schoͤpfer ſich verborgen im Erhalter,
Der Hausherr dort zuruͤck trat hinterm Hausverwalter?
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Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839/256>, abgerufen am 24.07.2024. |