Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.19. Je Höheres du aus vom Höchsten sagen magst, Je tiefer fühlst du daß du nichts im Grunde sagst. Magst du's mit reichstem Schmuck der Fantasie umkleiden, Mit feinster Sondrung auch vom Irdischen ausscheiden; Dort machst du Geistiges zu leiblicher Erscheinung, Und hier das vollste Ja zur leeresten Verneinung. Was anders also kannst du thun als dich bequemen, Jetzt dies zu setzen und es dann zurückzunehmen? Was alles du von ihm magst sagen, daß es sei, Es ist nicht was du sagst, doch was du fühlst dabei. 19. Je Hoͤheres du aus vom Hoͤchſten ſagen magſt, Je tiefer fuͤhlſt du daß du nichts im Grunde ſagſt. Magſt du's mit reichſtem Schmuck der Fantaſie umkleiden, Mit feinſter Sondrung auch vom Irdiſchen ausſcheiden; Dort machſt du Geiſtiges zu leiblicher Erſcheinung, Und hier das vollſte Ja zur leereſten Verneinung. Was anders alſo kannſt du thun als dich bequemen, Jetzt dies zu ſetzen und es dann zuruͤckzunehmen? Was alles du von ihm magſt ſagen, daß es ſei, Es iſt nicht was du ſagſt, doch was du fuͤhlſt dabei. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0245" n="235"/> <div n="2"> <head>19.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Je Hoͤheres du aus vom Hoͤchſten ſagen magſt,</l><lb/> <l>Je tiefer fuͤhlſt du daß du nichts im Grunde ſagſt.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Magſt du's mit reichſtem Schmuck der Fantaſie umkleiden,</l><lb/> <l>Mit feinſter Sondrung auch vom Irdiſchen ausſcheiden;</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Dort machſt du Geiſtiges zu leiblicher Erſcheinung,</l><lb/> <l>Und hier das vollſte Ja zur leereſten Verneinung.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Was anders alſo kannſt du thun als dich bequemen,</l><lb/> <l>Jetzt dies zu ſetzen und es dann zuruͤckzunehmen?</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Was alles du von ihm magſt ſagen, daß es ſei,</l><lb/> <l>Es iſt nicht was du ſagſt, doch was du fuͤhlſt dabei.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [235/0245]
19.
Je Hoͤheres du aus vom Hoͤchſten ſagen magſt,
Je tiefer fuͤhlſt du daß du nichts im Grunde ſagſt.
Magſt du's mit reichſtem Schmuck der Fantaſie umkleiden,
Mit feinſter Sondrung auch vom Irdiſchen ausſcheiden;
Dort machſt du Geiſtiges zu leiblicher Erſcheinung,
Und hier das vollſte Ja zur leereſten Verneinung.
Was anders alſo kannſt du thun als dich bequemen,
Jetzt dies zu ſetzen und es dann zuruͤckzunehmen?
Was alles du von ihm magſt ſagen, daß es ſei,
Es iſt nicht was du ſagſt, doch was du fuͤhlſt dabei.
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