Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.108. Wol lebt des Mannes Geist im großen Allgemeinen, Doch leben will auch sein Gemüt im eignen Kleinen. Wol will er für die Welt des Schön' und Guten warten, Doch es auch blühen sehn in seinem Haus und Garten. 109. Von allem was ein Mann an Gut der Welt gewann, Hat er nur soviel selbst, als er genießen kann. Das andre hat er nicht, das er nur wird verschließen; Doch wem ers gibt, mit dem wird er auch das genießen. 110. Was dir mislang, wirf weg, wenn du ein Meister bist; Und wenn dich's reut, so laß es gut seyn wie es ist. Nur müh dich nicht umsonst es bessernd umzuschaffen; Denn während hier du fugst, wird es dort wieder klaffen. 108. Wol lebt des Mannes Geiſt im großen Allgemeinen, Doch leben will auch ſein Gemuͤt im eignen Kleinen. Wol will er fuͤr die Welt des Schoͤn' und Guten warten, Doch es auch bluͤhen ſehn in ſeinem Haus und Garten. 109. Von allem was ein Mann an Gut der Welt gewann, Hat er nur ſoviel ſelbſt, als er genießen kann. Das andre hat er nicht, das er nur wird verſchließen; Doch wem ers gibt, mit dem wird er auch das genießen. 110. Was dir mislang, wirf weg, wenn du ein Meiſter biſt; Und wenn dich's reut, ſo laß es gut ſeyn wie es iſt. Nur muͤh dich nicht umſonſt es beſſernd umzuſchaffen; Denn waͤhrend hier du fugſt, wird es dort wieder klaffen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0215" n="205"/> <div n="2"> <head>108.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wol lebt des Mannes Geiſt im großen Allgemeinen,</l><lb/> <l>Doch leben will auch ſein Gemuͤt im eignen Kleinen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Wol will er fuͤr die Welt des Schoͤn' und Guten warten,</l><lb/> <l>Doch es auch bluͤhen ſehn in ſeinem Haus und Garten.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>109.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Von allem was ein Mann an Gut der Welt gewann,</l><lb/> <l>Hat er nur ſoviel ſelbſt, als er genießen kann.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Das andre hat er nicht, das er nur wird verſchließen;</l><lb/> <l>Doch wem ers gibt, mit dem wird er auch das genießen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>110.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Was dir mislang, wirf weg, wenn du ein Meiſter biſt;</l><lb/> <l>Und wenn dich's reut, ſo laß es gut ſeyn wie es iſt.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Nur muͤh dich nicht umſonſt es beſſernd umzuſchaffen;</l><lb/> <l>Denn waͤhrend hier du fugſt, wird es dort wieder klaffen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [205/0215]
108.
Wol lebt des Mannes Geiſt im großen Allgemeinen,
Doch leben will auch ſein Gemuͤt im eignen Kleinen.
Wol will er fuͤr die Welt des Schoͤn' und Guten warten,
Doch es auch bluͤhen ſehn in ſeinem Haus und Garten.
109.
Von allem was ein Mann an Gut der Welt gewann,
Hat er nur ſoviel ſelbſt, als er genießen kann.
Das andre hat er nicht, das er nur wird verſchließen;
Doch wem ers gibt, mit dem wird er auch das genießen.
110.
Was dir mislang, wirf weg, wenn du ein Meiſter biſt;
Und wenn dich's reut, ſo laß es gut ſeyn wie es iſt.
Nur muͤh dich nicht umſonſt es beſſernd umzuſchaffen;
Denn waͤhrend hier du fugſt, wird es dort wieder klaffen.
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