Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.104. Aus Kalila wa Dimna. Ist dir ein Freund verstimmt, so sieh aus welchem Grunde; Und findest du den Grund, so ists zur guten Stunde. Du brauchest nur den Grund hinwegzuräumen eben, Und die Verstimmung wird von selbst sich wieder heben. Doch wenn du keinen Grund im Stand zu finden bist, Das eben ist ein Grund, der nicht zu heben ist. 105. In langem Umgang kann vermeiden ganz kein Mann, Zu kränken und gekränkt zu werden dann und wann. Wer aber weis' ist, sucht des Freunds Entschuldigung In sich, und wer da sucht, der findet bald genung, Sieht, ob er kann verzeihn mit Ehren und Gewissen, Und will um Eitelkeit ein Menschenherz nicht missen. 104. Aus Kalila wa Dimna. Iſt dir ein Freund verſtimmt, ſo ſieh aus welchem Grunde; Und findeſt du den Grund, ſo iſts zur guten Stunde. Du braucheſt nur den Grund hinwegzuraͤumen eben, Und die Verſtimmung wird von ſelbſt ſich wieder heben. Doch wenn du keinen Grund im Stand zu finden biſt, Das eben iſt ein Grund, der nicht zu heben iſt. 105. In langem Umgang kann vermeiden ganz kein Mann, Zu kraͤnken und gekraͤnkt zu werden dann und wann. Wer aber weiſ' iſt, ſucht des Freunds Entſchuldigung In ſich, und wer da ſucht, der findet bald genung, Sieht, ob er kann verzeihn mit Ehren und Gewiſſen, Und will um Eitelkeit ein Menſchenherz nicht miſſen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0213" n="203"/> <div n="2"> <head>104.</head><lb/> <p>Aus <hi rendition="#aq">Kalila wa Dimna.</hi></p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Iſt dir ein Freund verſtimmt, ſo ſieh aus welchem Grunde;</l><lb/> <l>Und findeſt du den Grund, ſo iſts zur guten Stunde.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Du braucheſt nur den Grund hinwegzuraͤumen eben,</l><lb/> <l>Und die Verſtimmung wird von ſelbſt ſich wieder heben.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Doch wenn du keinen Grund im Stand zu finden biſt,</l><lb/> <l>Das eben iſt ein Grund, der nicht zu heben iſt.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>105.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>In langem Umgang kann vermeiden ganz kein Mann,</l><lb/> <l>Zu kraͤnken und gekraͤnkt zu werden dann und wann.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Wer aber weiſ' iſt, ſucht des Freunds Entſchuldigung</l><lb/> <l>In ſich, und wer da ſucht, der findet bald genung,</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Sieht, ob er kann verzeihn mit Ehren und Gewiſſen,</l><lb/> <l>Und will um Eitelkeit ein Menſchenherz nicht miſſen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [203/0213]
104.
Aus Kalila wa Dimna.
Iſt dir ein Freund verſtimmt, ſo ſieh aus welchem Grunde;
Und findeſt du den Grund, ſo iſts zur guten Stunde.
Du braucheſt nur den Grund hinwegzuraͤumen eben,
Und die Verſtimmung wird von ſelbſt ſich wieder heben.
Doch wenn du keinen Grund im Stand zu finden biſt,
Das eben iſt ein Grund, der nicht zu heben iſt.
105.
In langem Umgang kann vermeiden ganz kein Mann,
Zu kraͤnken und gekraͤnkt zu werden dann und wann.
Wer aber weiſ' iſt, ſucht des Freunds Entſchuldigung
In ſich, und wer da ſucht, der findet bald genung,
Sieht, ob er kann verzeihn mit Ehren und Gewiſſen,
Und will um Eitelkeit ein Menſchenherz nicht miſſen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |