Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.95. Ich sage dir, mein Sohn, von welchen Lehrern lernen Du sollst soviel du kannst, von welchem dich entfernen. Einer bescheiden ist des Stoffes treu beflissen, Des andern höhrer Sinn erhebt den Stoff ins Wissen. Der dritte dünkelhaft will nicht die ew'gen Sachen So nehmen wie sie sind, will wie er denkt sie machen. Der eine wird mit Fleiß das Einzle weiter bringen, Der andre sucht mit Geist das Ganze zu durchdringen. Der dritte dünkelhaft will ein System nur baun, Um wohlgefällig sich als Schöpfer zu beschaun. Vom einen kannst du viel, vom andern alles lernen, Vom dritten nichts; von dem sollst du dich, Sohn, entfernen. Beim ersten magst du Fuß auf festem Grunde fassen, Vom andern dir zum Flug die Richte geben lassen. Vorm dritten hüte dich! es ist um dich gethan, Füllt er mit Dünkel dich und leerem Fachwerk an. 9*
95. Ich ſage dir, mein Sohn, von welchen Lehrern lernen Du ſollſt ſoviel du kannſt, von welchem dich entfernen. Einer beſcheiden iſt des Stoffes treu befliſſen, Des andern hoͤhrer Sinn erhebt den Stoff ins Wiſſen. Der dritte duͤnkelhaft will nicht die ew'gen Sachen So nehmen wie ſie ſind, will wie er denkt ſie machen. Der eine wird mit Fleiß das Einzle weiter bringen, Der andre ſucht mit Geiſt das Ganze zu durchdringen. Der dritte duͤnkelhaft will ein Syſtem nur baun, Um wohlgefaͤllig ſich als Schoͤpfer zu beſchaun. Vom einen kannſt du viel, vom andern alles lernen, Vom dritten nichts; von dem ſollſt du dich, Sohn, entfernen. Beim erſten magſt du Fuß auf feſtem Grunde faſſen, Vom andern dir zum Flug die Richte geben laſſen. Vorm dritten huͤte dich! es iſt um dich gethan, Fuͤllt er mit Duͤnkel dich und leerem Fachwerk an. 9*
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95.
Ich ſage dir, mein Sohn, von welchen Lehrern lernen
Du ſollſt ſoviel du kannſt, von welchem dich entfernen.
Einer beſcheiden iſt des Stoffes treu befliſſen,
Des andern hoͤhrer Sinn erhebt den Stoff ins Wiſſen.
Der dritte duͤnkelhaft will nicht die ew'gen Sachen
So nehmen wie ſie ſind, will wie er denkt ſie machen.
Der eine wird mit Fleiß das Einzle weiter bringen,
Der andre ſucht mit Geiſt das Ganze zu durchdringen.
Der dritte duͤnkelhaft will ein Syſtem nur baun,
Um wohlgefaͤllig ſich als Schoͤpfer zu beſchaun.
Vom einen kannſt du viel, vom andern alles lernen,
Vom dritten nichts; von dem ſollſt du dich, Sohn, entfernen.
Beim erſten magſt du Fuß auf feſtem Grunde faſſen,
Vom andern dir zum Flug die Richte geben laſſen.
Vorm dritten huͤte dich! es iſt um dich gethan,
Fuͤllt er mit Duͤnkel dich und leerem Fachwerk an.
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