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Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.

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89.
Wenn nichts vom Erdenstaub mehr abzuschütteln bleibt,
Kann sich der freie Geist entschwingen lichtgeleibt.
Solang er sich bestrickt fühlt vom Unreinen Bösen,
Muß er des Lebens Kampf fortkämpfen, sich zu lösen.
Weh aber ihm, wenn er muß aus dem Kampfe weichen,
Eh er des Lichtes Sieg konnt' an der Nacht erreichen.
Er hüllt sich ins Gefühl der Niederlage ein,
Und dies wird seine Pein, wo er auch seyn mag, seyn.
Darum beglückt seid ihr, die ihr hinüberschwebtet
Früh, eh ihr tiefer euch hinein ins Leben lebtet.
Den Frühlingsblumen gleich, im Morgenthau gepflückt,
Womit am Festtag man den Tempel Gottes schmückt.
Doch was am Stengel bleibt und soll zu Früchten reifen,
Mit Schmerzen lass' es sich von Sonn' und Wind ergreifen.
Auch die unreife Frucht wird abgeschüttelt werden,
Zum Festmahl kommt sie nicht, sie fällt mit Schmach zur Erden.

89.
Wenn nichts vom Erdenſtaub mehr abzuſchuͤtteln bleibt,
Kann ſich der freie Geiſt entſchwingen lichtgeleibt.
Solang er ſich beſtrickt fuͤhlt vom Unreinen Boͤſen,
Muß er des Lebens Kampf fortkaͤmpfen, ſich zu loͤſen.
Weh aber ihm, wenn er muß aus dem Kampfe weichen,
Eh er des Lichtes Sieg konnt' an der Nacht erreichen.
Er huͤllt ſich ins Gefuͤhl der Niederlage ein,
Und dies wird ſeine Pein, wo er auch ſeyn mag, ſeyn.
Darum begluͤckt ſeid ihr, die ihr hinuͤberſchwebtet
Fruͤh, eh ihr tiefer euch hinein ins Leben lebtet.
Den Fruͤhlingsblumen gleich, im Morgenthau gepfluͤckt,
Womit am Feſttag man den Tempel Gottes ſchmuͤckt.
Doch was am Stengel bleibt und ſoll zu Fruͤchten reifen,
Mit Schmerzen laſſ' es ſich von Sonn' und Wind ergreifen.
Auch die unreife Frucht wird abgeſchuͤttelt werden,
Zum Feſtmahl kommt ſie nicht, ſie faͤllt mit Schmach zur Erden.

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[189/0199] 89. Wenn nichts vom Erdenſtaub mehr abzuſchuͤtteln bleibt, Kann ſich der freie Geiſt entſchwingen lichtgeleibt. Solang er ſich beſtrickt fuͤhlt vom Unreinen Boͤſen, Muß er des Lebens Kampf fortkaͤmpfen, ſich zu loͤſen. Weh aber ihm, wenn er muß aus dem Kampfe weichen, Eh er des Lichtes Sieg konnt' an der Nacht erreichen. Er huͤllt ſich ins Gefuͤhl der Niederlage ein, Und dies wird ſeine Pein, wo er auch ſeyn mag, ſeyn. Darum begluͤckt ſeid ihr, die ihr hinuͤberſchwebtet Fruͤh, eh ihr tiefer euch hinein ins Leben lebtet. Den Fruͤhlingsblumen gleich, im Morgenthau gepfluͤckt, Womit am Feſttag man den Tempel Gottes ſchmuͤckt. Doch was am Stengel bleibt und ſoll zu Fruͤchten reifen, Mit Schmerzen laſſ' es ſich von Sonn' und Wind ergreifen. Auch die unreife Frucht wird abgeſchuͤttelt werden, Zum Feſtmahl kommt ſie nicht, ſie faͤllt mit Schmach zur Erden.

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Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839/199>, abgerufen am 21.11.2024.