Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.88. Ein Tempel Gottes hat sich die Natur gebaut, Worin er tausendfach geahnt wird und geschaut. Als Tempeldiener gehn hindurch die Jahreszeiten, Die bunten Teppiche am Boden hinzubreiten. Stralend im höchsten Chor lobsingen Sonn' und Sterne, Der Abgrund und das Meer antworten aus der Ferne. Das Mittelfeuer glüht am ew'gen Opferherde, Und alles Leben naht, daß es das Opfer werde. Als Opferpriester kniet der Geist an viel Altären, Die er mit Bildern schmückt, und sucht sie zu erklären. In viele Hüllen hat die Fülle sich verhüllt, Doch von der Fülle nur ist jede Hüll' erfüllt. Und wo der Geist vermag hinweg der Selbsucht Schleier Zu heben, sieht er hell darunter Gottes Feier. 88. Ein Tempel Gottes hat ſich die Natur gebaut, Worin er tauſendfach geahnt wird und geſchaut. Als Tempeldiener gehn hindurch die Jahreszeiten, Die bunten Teppiche am Boden hinzubreiten. Stralend im hoͤchſten Chor lobſingen Sonn' und Sterne, Der Abgrund und das Meer antworten aus der Ferne. Das Mittelfeuer gluͤht am ew'gen Opferherde, Und alles Leben naht, daß es das Opfer werde. Als Opferprieſter kniet der Geiſt an viel Altaͤren, Die er mit Bildern ſchmuͤckt, und ſucht ſie zu erklaͤren. In viele Huͤllen hat die Fuͤlle ſich verhuͤllt, Doch von der Fuͤlle nur iſt jede Huͤll' erfuͤllt. Und wo der Geiſt vermag hinweg der Selbſucht Schleier Zu heben, ſieht er hell darunter Gottes Feier. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0197" n="187"/> <div n="2"> <head>88.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Ein Tempel Gottes hat ſich die Natur gebaut,</l><lb/> <l>Worin er tauſendfach geahnt wird und geſchaut.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Als Tempeldiener gehn hindurch die Jahreszeiten,</l><lb/> <l>Die bunten Teppiche am Boden hinzubreiten.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Stralend im hoͤchſten Chor lobſingen Sonn' und Sterne,</l><lb/> <l>Der Abgrund und das Meer antworten aus der Ferne.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Das Mittelfeuer gluͤht am ew'gen Opferherde,</l><lb/> <l>Und alles Leben naht, daß es das Opfer werde.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Als Opferprieſter kniet der Geiſt an viel Altaͤren,</l><lb/> <l>Die er mit Bildern ſchmuͤckt, und ſucht ſie zu erklaͤren.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>In viele Huͤllen hat die Fuͤlle ſich verhuͤllt,</l><lb/> <l>Doch von der Fuͤlle nur iſt jede Huͤll' erfuͤllt.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Und wo der Geiſt vermag hinweg der Selbſucht Schleier</l><lb/> <l>Zu heben, ſieht er hell darunter Gottes Feier.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [187/0197]
88.
Ein Tempel Gottes hat ſich die Natur gebaut,
Worin er tauſendfach geahnt wird und geſchaut.
Als Tempeldiener gehn hindurch die Jahreszeiten,
Die bunten Teppiche am Boden hinzubreiten.
Stralend im hoͤchſten Chor lobſingen Sonn' und Sterne,
Der Abgrund und das Meer antworten aus der Ferne.
Das Mittelfeuer gluͤht am ew'gen Opferherde,
Und alles Leben naht, daß es das Opfer werde.
Als Opferprieſter kniet der Geiſt an viel Altaͤren,
Die er mit Bildern ſchmuͤckt, und ſucht ſie zu erklaͤren.
In viele Huͤllen hat die Fuͤlle ſich verhuͤllt,
Doch von der Fuͤlle nur iſt jede Huͤll' erfuͤllt.
Und wo der Geiſt vermag hinweg der Selbſucht Schleier
Zu heben, ſieht er hell darunter Gottes Feier.
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