Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.Laß als ein Wahres erst das Schön' an uns bewähren, Dann das Gewahrte auch der Welt zum Schaun gewähren! Du sollst in seinem Dienst, ein Priester jungalt, Aehren Und Blüten streuend, weihn viel Herzen zu Altären; Damit die Welt erkennt, du habest es erkannt, Und nicht, was sie so nennt, ein Wahnbild schön genannt. 67. Die Lehrer sind im Streit, womit hier auf der Erde Am würdigsten gesucht das Antlitz Gottes werde. Die einen: Ehren soll man Gott mit Opfergaben, Im Dienste, welchen wir von unsern Vätern haben. Die andern: Loben soll man ihn mit guter That, Wozu er Kraft verliehn und Trieb zum Guten hat. Die dritten: suchet ihn in heiliger Gesinnung, Gesammelten Gemüts Weltsinnenlustentrinnung. Die vierten sagen: Gott hat nur, wer ihn erkennt; Die Wissenschaft allein ist Gotteselement. Laß als ein Wahres erſt das Schoͤn' an uns bewaͤhren, Dann das Gewahrte auch der Welt zum Schaun gewaͤhren! Du ſollſt in ſeinem Dienſt, ein Prieſter jungalt, Aehren Und Bluͤten ſtreuend, weihn viel Herzen zu Altaͤren; Damit die Welt erkennt, du habeſt es erkannt, Und nicht, was ſie ſo nennt, ein Wahnbild ſchoͤn genannt. 67. Die Lehrer ſind im Streit, womit hier auf der Erde Am wuͤrdigſten geſucht das Antlitz Gottes werde. Die einen: Ehren ſoll man Gott mit Opfergaben, Im Dienſte, welchen wir von unſern Vaͤtern haben. Die andern: Loben ſoll man ihn mit guter That, Wozu er Kraft verliehn und Trieb zum Guten hat. Die dritten: ſuchet ihn in heiliger Geſinnung, Geſammelten Gemuͤts Weltſinnenluſtentrinnung. Die vierten ſagen: Gott hat nur, wer ihn erkennt; Die Wiſſenſchaft allein iſt Gotteselement. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0178" n="168"/> <lg n="9"> <l>Laß als ein Wahres erſt das Schoͤn' an uns bewaͤhren,</l><lb/> <l>Dann das Gewahrte auch der Welt zum Schaun gewaͤhren!</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>Du ſollſt in ſeinem Dienſt, ein Prieſter jungalt, Aehren</l><lb/> <l>Und Bluͤten ſtreuend, weihn viel Herzen zu Altaͤren;</l> </lg><lb/> <lg n="11"> <l>Damit die Welt erkennt, du habeſt es erkannt,</l><lb/> <l>Und nicht, was ſie ſo nennt, ein Wahnbild ſchoͤn genannt.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>67.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Die Lehrer ſind im Streit, womit hier auf der Erde</l><lb/> <l>Am wuͤrdigſten geſucht das Antlitz Gottes werde.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Die einen: Ehren ſoll man Gott mit Opfergaben,</l><lb/> <l>Im Dienſte, welchen wir von unſern Vaͤtern haben.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Die andern: Loben ſoll man ihn mit guter That,</l><lb/> <l>Wozu er Kraft verliehn und Trieb zum Guten hat.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Die dritten: ſuchet ihn in heiliger Geſinnung,</l><lb/> <l>Geſammelten Gemuͤts Weltſinnenluſtentrinnung.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Die vierten ſagen: Gott hat nur, wer ihn erkennt;</l><lb/> <l>Die Wiſſenſchaft allein iſt Gotteselement.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [168/0178]
Laß als ein Wahres erſt das Schoͤn' an uns bewaͤhren,
Dann das Gewahrte auch der Welt zum Schaun gewaͤhren!
Du ſollſt in ſeinem Dienſt, ein Prieſter jungalt, Aehren
Und Bluͤten ſtreuend, weihn viel Herzen zu Altaͤren;
Damit die Welt erkennt, du habeſt es erkannt,
Und nicht, was ſie ſo nennt, ein Wahnbild ſchoͤn genannt.
67.
Die Lehrer ſind im Streit, womit hier auf der Erde
Am wuͤrdigſten geſucht das Antlitz Gottes werde.
Die einen: Ehren ſoll man Gott mit Opfergaben,
Im Dienſte, welchen wir von unſern Vaͤtern haben.
Die andern: Loben ſoll man ihn mit guter That,
Wozu er Kraft verliehn und Trieb zum Guten hat.
Die dritten: ſuchet ihn in heiliger Geſinnung,
Geſammelten Gemuͤts Weltſinnenluſtentrinnung.
Die vierten ſagen: Gott hat nur, wer ihn erkennt;
Die Wiſſenſchaft allein iſt Gotteselement.
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