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Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.

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66.
Solang des Schönen Hauch nicht so dich auch durchwittert,
Daß jede Saite rein in seiner Ahnung zittert;
Daß allen Erdentand sein Himmelsglanz entflittert,
Und jedes Götzenbild sein Gottesblitz zersplittert;
Unheil'ges all ausschließt, Allheiligstes entgittert,
Den Rausch der Lust entsüßt, des Todes Kelch entbittert:
Solang hast du die Höhn des Schönen nicht gekannt,
So lange hast du schön ein Schattenbild genannt.
Das Schöne muß dich ganz durchleuchten und durchtönen,
Durchhauchen und durchblühn, durchscheinen und durchschönen;
Durchströmen und durchwehn, durchrauschen und durchdröhnen,
Und machen lieblich schön dein Jauchzen und dein Stöhnen:
Dann hast du hoch und hehr des Schönen Spur erkannt,
Dann hast du schön nicht mehr sein Scheinbild nur genannt.
Komm, laß erst unsern Rauch in seinem Hauch verklären;
Dann seine lichte Macht der blinden Nacht erklären;
66.
Solang des Schoͤnen Hauch nicht ſo dich auch durchwittert,
Daß jede Saite rein in ſeiner Ahnung zittert;
Daß allen Erdentand ſein Himmelsglanz entflittert,
Und jedes Goͤtzenbild ſein Gottesblitz zerſplittert;
Unheil'ges all ausſchließt, Allheiligſtes entgittert,
Den Rauſch der Luſt entſuͤßt, des Todes Kelch entbittert:
Solang haſt du die Hoͤhn des Schoͤnen nicht gekannt,
So lange haſt du ſchoͤn ein Schattenbild genannt.
Das Schoͤne muß dich ganz durchleuchten und durchtoͤnen,
Durchhauchen und durchbluͤhn, durchſcheinen und durchſchoͤnen;
Durchſtroͤmen und durchwehn, durchrauſchen und durchdroͤhnen,
Und machen lieblich ſchoͤn dein Jauchzen und dein Stoͤhnen:
Dann haſt du hoch und hehr des Schoͤnen Spur erkannt,
Dann haſt du ſchoͤn nicht mehr ſein Scheinbild nur genannt.
Komm, laß erſt unſern Rauch in ſeinem Hauch verklaͤren;
Dann ſeine lichte Macht der blinden Nacht erklaͤren;
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[167/0177] 66. Solang des Schoͤnen Hauch nicht ſo dich auch durchwittert, Daß jede Saite rein in ſeiner Ahnung zittert; Daß allen Erdentand ſein Himmelsglanz entflittert, Und jedes Goͤtzenbild ſein Gottesblitz zerſplittert; Unheil'ges all ausſchließt, Allheiligſtes entgittert, Den Rauſch der Luſt entſuͤßt, des Todes Kelch entbittert: Solang haſt du die Hoͤhn des Schoͤnen nicht gekannt, So lange haſt du ſchoͤn ein Schattenbild genannt. Das Schoͤne muß dich ganz durchleuchten und durchtoͤnen, Durchhauchen und durchbluͤhn, durchſcheinen und durchſchoͤnen; Durchſtroͤmen und durchwehn, durchrauſchen und durchdroͤhnen, Und machen lieblich ſchoͤn dein Jauchzen und dein Stoͤhnen: Dann haſt du hoch und hehr des Schoͤnen Spur erkannt, Dann haſt du ſchoͤn nicht mehr ſein Scheinbild nur genannt. Komm, laß erſt unſern Rauch in ſeinem Hauch verklaͤren; Dann ſeine lichte Macht der blinden Nacht erklaͤren;

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Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839/177>, abgerufen am 21.12.2024.