Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.51. Ich habe doch genug des Schönen aller Art Auf dieser eiligen Vorüberfahrt gewahrt, Auf dieser eiligen Vorüberfahrt durchs Leben, Genug, den Menschengeist über die Welt zu heben; Genug des Göttlichen im Menschenangesicht, Im Spiegel der Natur und Dichtung Zauberlicht. Und wenn es mehr nicht war, so war es meine Schuld; Und daß es soviel war, ist Gottes große Huld; Die Stralen jener Huld, die selbst das Aug' erschließen, Das eigensinnig sich dem Lichte will verschließen; Den Augendeckel rührt der Himmelskuß gelind: Sieh, das ist Gottes Welt, und du bist Gottes Kind. 51. Ich habe doch genug des Schoͤnen aller Art Auf dieſer eiligen Voruͤberfahrt gewahrt, Auf dieſer eiligen Voruͤberfahrt durchs Leben, Genug, den Menſchengeiſt uͤber die Welt zu heben; Genug des Goͤttlichen im Menſchenangeſicht, Im Spiegel der Natur und Dichtung Zauberlicht. Und wenn es mehr nicht war, ſo war es meine Schuld; Und daß es ſoviel war, iſt Gottes große Huld; Die Stralen jener Huld, die ſelbſt das Aug' erſchließen, Das eigenſinnig ſich dem Lichte will verſchließen; Den Augendeckel ruͤhrt der Himmelskuß gelind: Sieh, das iſt Gottes Welt, und du biſt Gottes Kind. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0163" n="153"/> <div n="2"> <head>51.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Ich habe doch genug des Schoͤnen aller Art</l><lb/> <l>Auf dieſer eiligen Voruͤberfahrt gewahrt,</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Auf dieſer eiligen Voruͤberfahrt durchs Leben,</l><lb/> <l>Genug, den Menſchengeiſt uͤber die Welt zu heben;</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Genug des Goͤttlichen im Menſchenangeſicht,</l><lb/> <l>Im Spiegel der Natur und Dichtung Zauberlicht.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Und wenn es mehr nicht war, ſo war es meine Schuld;</l><lb/> <l>Und daß es ſoviel war, iſt Gottes große Huld;</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Die Stralen jener Huld, die ſelbſt das Aug' erſchließen,</l><lb/> <l>Das eigenſinnig ſich dem Lichte will verſchließen;</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Den Augendeckel ruͤhrt der Himmelskuß gelind:</l><lb/> <l>Sieh, das iſt Gottes Welt, und du biſt Gottes Kind.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [153/0163]
51.
Ich habe doch genug des Schoͤnen aller Art
Auf dieſer eiligen Voruͤberfahrt gewahrt,
Auf dieſer eiligen Voruͤberfahrt durchs Leben,
Genug, den Menſchengeiſt uͤber die Welt zu heben;
Genug des Goͤttlichen im Menſchenangeſicht,
Im Spiegel der Natur und Dichtung Zauberlicht.
Und wenn es mehr nicht war, ſo war es meine Schuld;
Und daß es ſoviel war, iſt Gottes große Huld;
Die Stralen jener Huld, die ſelbſt das Aug' erſchließen,
Das eigenſinnig ſich dem Lichte will verſchließen;
Den Augendeckel ruͤhrt der Himmelskuß gelind:
Sieh, das iſt Gottes Welt, und du biſt Gottes Kind.
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