Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.

Bild:
<< vorherige Seite
40.
Der Menschheit Geister sind zum Höchsten gleich berufen,
Doch Jüngling, Greis und Kind steht nicht auf gleichen Stufen.
Alswie ein Vogel fliegt, indes ein andrer flattert;
Alswie ein Vogel singt, indes ein andrer schnattert.
Auf, wenn du Schwingen hast, zu Gott dich aufzuschwingen!
Auf, wenn du singen kannst, in Gott dich auszusingen!

41.
Was wird nun dieser Tag, der heutige, dir bringen?
Was wird er lassen dir gelingen und mislingen?
Was wirst du Schönes sehn, was wirst du Wahres denken?
Wohin wird Geist und Sinn sich heben und sich senken?
Was er auch bringen mag, du sammle den Ertrag!
Ein jeder Tag ist für den Geist ein Erntetag.

Rückert, Lehrgedicht V. 7
40.
Der Menſchheit Geiſter ſind zum Hoͤchſten gleich berufen,
Doch Juͤngling, Greis und Kind ſteht nicht auf gleichen Stufen.
Alswie ein Vogel fliegt, indes ein andrer flattert;
Alswie ein Vogel ſingt, indes ein andrer ſchnattert.
Auf, wenn du Schwingen haſt, zu Gott dich aufzuſchwingen!
Auf, wenn du ſingen kannſt, in Gott dich auszuſingen!

41.
Was wird nun dieſer Tag, der heutige, dir bringen?
Was wird er laſſen dir gelingen und mislingen?
Was wirſt du Schoͤnes ſehn, was wirſt du Wahres denken?
Wohin wird Geiſt und Sinn ſich heben und ſich ſenken?
Was er auch bringen mag, du ſammle den Ertrag!
Ein jeder Tag iſt fuͤr den Geiſt ein Erntetag.

Ruͤckert, Lehrgedicht V. 7
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0155" n="145"/>
        <div n="2">
          <head>40.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Der Men&#x017F;chheit Gei&#x017F;ter &#x017F;ind zum Ho&#x0364;ch&#x017F;ten gleich berufen,</l><lb/>
              <l>Doch Ju&#x0364;ngling, Greis und Kind &#x017F;teht nicht auf gleichen Stufen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Alswie ein Vogel fliegt, indes ein andrer flattert;</l><lb/>
              <l>Alswie ein Vogel &#x017F;ingt, indes ein andrer &#x017F;chnattert.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Auf, wenn du Schwingen ha&#x017F;t, zu Gott dich aufzu&#x017F;chwingen!</l><lb/>
              <l>Auf, wenn du &#x017F;ingen kann&#x017F;t, in Gott dich auszu&#x017F;ingen!</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>41.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Was wird nun die&#x017F;er Tag, der heutige, dir bringen?</l><lb/>
              <l>Was wird er la&#x017F;&#x017F;en dir gelingen und mislingen?</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Was wir&#x017F;t du Scho&#x0364;nes &#x017F;ehn, was wir&#x017F;t du Wahres denken?</l><lb/>
              <l>Wohin wird Gei&#x017F;t und Sinn &#x017F;ich heben und &#x017F;ich &#x017F;enken?</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Was er auch bringen mag, du &#x017F;ammle den Ertrag!</l><lb/>
              <l>Ein jeder Tag i&#x017F;t fu&#x0364;r den Gei&#x017F;t ein Erntetag.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Ru&#x0364;ckert</hi>, Lehrgedicht V. 7</fw>
        </div><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[145/0155] 40. Der Menſchheit Geiſter ſind zum Hoͤchſten gleich berufen, Doch Juͤngling, Greis und Kind ſteht nicht auf gleichen Stufen. Alswie ein Vogel fliegt, indes ein andrer flattert; Alswie ein Vogel ſingt, indes ein andrer ſchnattert. Auf, wenn du Schwingen haſt, zu Gott dich aufzuſchwingen! Auf, wenn du ſingen kannſt, in Gott dich auszuſingen! 41. Was wird nun dieſer Tag, der heutige, dir bringen? Was wird er laſſen dir gelingen und mislingen? Was wirſt du Schoͤnes ſehn, was wirſt du Wahres denken? Wohin wird Geiſt und Sinn ſich heben und ſich ſenken? Was er auch bringen mag, du ſammle den Ertrag! Ein jeder Tag iſt fuͤr den Geiſt ein Erntetag. Ruͤckert, Lehrgedicht V. 7

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839/155
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839/155>, abgerufen am 30.12.2024.