Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.

Bild:
<< vorherige Seite
34.
Die Seelen waren in der Weltseel' einst beisammen,
Wie Tropfen in dem Meer, alswie im Feuer Flammen.
Den Weltleib halfen sie beseelen und beleben,
Von ihnen keiner war ein eigner Leib gegeben.
Sie aber wünschten nun ein eigenes Gebiet,
Darin zu herrschen, wie der eigne Trieb es rieth.
Und abgegrenzet ward ein Weichbild so für jede,
Daß zwischen ihnen nicht Verwirrung werd' und Fehde.
Nun wirkt gesondert jed' in ihrem eignen Leibe,
Wie mit der Weltseel' einst in Sonn- und Mondenscheibe.
Die Sonn- und Mondenscheib' ist nicht dadurch verglommen,
Doch schöne Glieder sind zum Vorschein hier gekommen.
Darum gesegnet sei der Seele Trieb, zu walten
In einem Leib, und schön des Ird'sche zu gestalten.
Sie möge siegreich nun ihr kleines All verklären,
In Einklang haltend es mit Sonn- und Mondensfären.

34.
Die Seelen waren in der Weltſeel' einſt beiſammen,
Wie Tropfen in dem Meer, alswie im Feuer Flammen.
Den Weltleib halfen ſie beſeelen und beleben,
Von ihnen keiner war ein eigner Leib gegeben.
Sie aber wuͤnſchten nun ein eigenes Gebiet,
Darin zu herrſchen, wie der eigne Trieb es rieth.
Und abgegrenzet ward ein Weichbild ſo fuͤr jede,
Daß zwiſchen ihnen nicht Verwirrung werd' und Fehde.
Nun wirkt geſondert jed' in ihrem eignen Leibe,
Wie mit der Weltſeel' einſt in Sonn- und Mondenſcheibe.
Die Sonn- und Mondenſcheib' iſt nicht dadurch verglommen,
Doch ſchoͤne Glieder ſind zum Vorſchein hier gekommen.
Darum geſegnet ſei der Seele Trieb, zu walten
In einem Leib, und ſchoͤn des Ird'ſche zu geſtalten.
Sie moͤge ſiegreich nun ihr kleines All verklaͤren,
In Einklang haltend es mit Sonn- und Mondenſfaͤren.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0148" n="138"/>
        <div n="2">
          <head>34.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Die Seelen waren in der Welt&#x017F;eel' ein&#x017F;t bei&#x017F;ammen,</l><lb/>
              <l>Wie Tropfen in dem Meer, alswie im Feuer Flammen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Den Weltleib halfen &#x017F;ie be&#x017F;eelen und beleben,</l><lb/>
              <l>Von ihnen keiner war ein eigner Leib gegeben.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Sie aber wu&#x0364;n&#x017F;chten nun ein eigenes Gebiet,</l><lb/>
              <l>Darin zu herr&#x017F;chen, wie der eigne Trieb es rieth.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Und abgegrenzet ward ein Weichbild &#x017F;o fu&#x0364;r jede,</l><lb/>
              <l>Daß zwi&#x017F;chen ihnen nicht Verwirrung werd' und Fehde.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Nun wirkt ge&#x017F;ondert jed' in ihrem eignen Leibe,</l><lb/>
              <l>Wie mit der Welt&#x017F;eel' ein&#x017F;t in Sonn- und Monden&#x017F;cheibe.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="6">
              <l>Die Sonn- und Monden&#x017F;cheib' i&#x017F;t nicht dadurch verglommen,</l><lb/>
              <l>Doch &#x017F;cho&#x0364;ne Glieder &#x017F;ind zum Vor&#x017F;chein hier gekommen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="7">
              <l>Darum ge&#x017F;egnet &#x017F;ei der Seele Trieb, zu walten</l><lb/>
              <l>In einem Leib, und &#x017F;cho&#x0364;n des Ird'&#x017F;che zu ge&#x017F;talten.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="8">
              <l>Sie mo&#x0364;ge &#x017F;iegreich nun ihr kleines All verkla&#x0364;ren,</l><lb/>
              <l>In Einklang haltend es mit Sonn- und Monden&#x017F;fa&#x0364;ren.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[138/0148] 34. Die Seelen waren in der Weltſeel' einſt beiſammen, Wie Tropfen in dem Meer, alswie im Feuer Flammen. Den Weltleib halfen ſie beſeelen und beleben, Von ihnen keiner war ein eigner Leib gegeben. Sie aber wuͤnſchten nun ein eigenes Gebiet, Darin zu herrſchen, wie der eigne Trieb es rieth. Und abgegrenzet ward ein Weichbild ſo fuͤr jede, Daß zwiſchen ihnen nicht Verwirrung werd' und Fehde. Nun wirkt geſondert jed' in ihrem eignen Leibe, Wie mit der Weltſeel' einſt in Sonn- und Mondenſcheibe. Die Sonn- und Mondenſcheib' iſt nicht dadurch verglommen, Doch ſchoͤne Glieder ſind zum Vorſchein hier gekommen. Darum geſegnet ſei der Seele Trieb, zu walten In einem Leib, und ſchoͤn des Ird'ſche zu geſtalten. Sie moͤge ſiegreich nun ihr kleines All verklaͤren, In Einklang haltend es mit Sonn- und Mondenſfaͤren.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839/148
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839/148>, abgerufen am 30.12.2024.