Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.

Bild:
<< vorherige Seite
Und drunten unter Hand und Kugel stand ein Becken,
Das, wenn die Kugel fiel, mit Klang ihn mußte wecken.
Sie fällt, der Erzklang weckt, der König wacht und sieht
Erschrocken, wie im Traum die Welt der Hand entflieht.

104.
Zween Brüder waren einst, der groß und jener klein,
Der eine war zu grob, der andre war zu fein.
Und zwischen beiden stand ein dritter in der Mitte,
Der wie ein Fremdling war zu sehn an Wuchs und Sitte.
Ein Wagenmacher hieß all dieser dreie Vater,
Sie alle seine Kunst zu lehren alles that er.
Und mit des Himmels Gunst, da keine Müh er spart,
Lernen sie all die Kunst, jeder nach seiner Art.
Der große grobe macht den Wagen groß und grob;
Wenn er nur tüchtig ist, verdient er auch sein Lob.
Und drunten unter Hand und Kugel ſtand ein Becken,
Das, wenn die Kugel fiel, mit Klang ihn mußte wecken.
Sie faͤllt, der Erzklang weckt, der Koͤnig wacht und ſieht
Erſchrocken, wie im Traum die Welt der Hand entflieht.

104.
Zween Bruͤder waren einſt, der groß und jener klein,
Der eine war zu grob, der andre war zu fein.
Und zwiſchen beiden ſtand ein dritter in der Mitte,
Der wie ein Fremdling war zu ſehn an Wuchs und Sitte.
Ein Wagenmacher hieß all dieſer dreie Vater,
Sie alle ſeine Kunſt zu lehren alles that er.
Und mit des Himmels Gunſt, da keine Muͤh er ſpart,
Lernen ſie all die Kunſt, jeder nach ſeiner Art.
Der große grobe macht den Wagen groß und grob;
Wenn er nur tuͤchtig iſt, verdient er auch ſein Lob.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0116" n="106"/>
            <lg n="4">
              <l>Und drunten unter Hand und Kugel &#x017F;tand ein Becken,</l><lb/>
              <l>Das, wenn die Kugel fiel, mit Klang ihn mußte wecken.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Sie fa&#x0364;llt, der Erzklang weckt, der Ko&#x0364;nig wacht und &#x017F;ieht</l><lb/>
              <l>Er&#x017F;chrocken, wie im Traum die Welt der Hand entflieht.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>104.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Zween Bru&#x0364;der waren ein&#x017F;t, der groß und jener klein,</l><lb/>
              <l>Der eine war zu grob, der andre war zu fein.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Und zwi&#x017F;chen beiden &#x017F;tand ein dritter in der Mitte,</l><lb/>
              <l>Der wie ein Fremdling war zu &#x017F;ehn an Wuchs und Sitte.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Ein Wagenmacher hieß all die&#x017F;er dreie Vater,</l><lb/>
              <l>Sie alle &#x017F;eine Kun&#x017F;t zu lehren alles that er.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Und mit des Himmels Gun&#x017F;t, da keine Mu&#x0364;h er &#x017F;part,</l><lb/>
              <l>Lernen &#x017F;ie all die Kun&#x017F;t, jeder nach &#x017F;einer Art.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Der große grobe macht den Wagen groß und grob;</l><lb/>
              <l>Wenn er nur tu&#x0364;chtig i&#x017F;t, verdient er auch &#x017F;ein Lob.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[106/0116] Und drunten unter Hand und Kugel ſtand ein Becken, Das, wenn die Kugel fiel, mit Klang ihn mußte wecken. Sie faͤllt, der Erzklang weckt, der Koͤnig wacht und ſieht Erſchrocken, wie im Traum die Welt der Hand entflieht. 104. Zween Bruͤder waren einſt, der groß und jener klein, Der eine war zu grob, der andre war zu fein. Und zwiſchen beiden ſtand ein dritter in der Mitte, Der wie ein Fremdling war zu ſehn an Wuchs und Sitte. Ein Wagenmacher hieß all dieſer dreie Vater, Sie alle ſeine Kunſt zu lehren alles that er. Und mit des Himmels Gunſt, da keine Muͤh er ſpart, Lernen ſie all die Kunſt, jeder nach ſeiner Art. Der große grobe macht den Wagen groß und grob; Wenn er nur tuͤchtig iſt, verdient er auch ſein Lob.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839/116
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839/116>, abgerufen am 30.12.2024.