Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.102. In Lüften schwebt die Lerch' und über ihr der Aar, Nicht ahnt die Sängerinn die schweigende Gefahr. Nicht ihr droht die Gefahr, der frühwach aufgeschwungnen, Sie droht den unten tief vom Schlummer noch umschlungnen, Den jetzt vom Lerchenschall erst aufgesungenen, Dann von der Adlerkrall' im Nu bezwungenen. 103. Entraffe dich dem Schlaf, er wirket nichts als Träume, Du bist berufen wach zu wirken durch die Räume. Der große König, der den Orient bezwungen, Hielt schlummernd mit der Hand die Kugel stets umschlungen. Die Erde selbst, um die das Kriegspiel er gespielt, Stellt jene Kugel vor, die in der Hand er hielt. 102. In Luͤften ſchwebt die Lerch' und uͤber ihr der Aar, Nicht ahnt die Saͤngerinn die ſchweigende Gefahr. Nicht ihr droht die Gefahr, der fruͤhwach aufgeſchwungnen, Sie droht den unten tief vom Schlummer noch umſchlungnen, Den jetzt vom Lerchenſchall erſt aufgeſungenen, Dann von der Adlerkrall' im Nu bezwungenen. 103. Entraffe dich dem Schlaf, er wirket nichts als Traͤume, Du biſt berufen wach zu wirken durch die Raͤume. Der große Koͤnig, der den Orient bezwungen, Hielt ſchlummernd mit der Hand die Kugel ſtets umſchlungen. Die Erde ſelbſt, um die das Kriegſpiel er geſpielt, Stellt jene Kugel vor, die in der Hand er hielt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0115" n="105"/> <div n="2"> <head>102.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>In Luͤften ſchwebt die Lerch' und uͤber ihr der Aar,</l><lb/> <l>Nicht ahnt die Saͤngerinn die ſchweigende Gefahr.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Nicht ihr droht die Gefahr, der fruͤhwach aufgeſchwungnen,</l><lb/> <l>Sie droht den unten tief vom Schlummer noch umſchlungnen,</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Den jetzt vom Lerchenſchall erſt aufgeſungenen,</l><lb/> <l>Dann von der Adlerkrall' im Nu bezwungenen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>103.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Entraffe dich dem Schlaf, er wirket nichts als Traͤume,</l><lb/> <l>Du biſt berufen wach zu wirken durch die Raͤume.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Der große Koͤnig, der den Orient bezwungen,</l><lb/> <l>Hielt ſchlummernd mit der Hand die Kugel ſtets umſchlungen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Die Erde ſelbſt, um die das Kriegſpiel er geſpielt,</l><lb/> <l>Stellt jene Kugel vor, die in der Hand er hielt.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [105/0115]
102.
In Luͤften ſchwebt die Lerch' und uͤber ihr der Aar,
Nicht ahnt die Saͤngerinn die ſchweigende Gefahr.
Nicht ihr droht die Gefahr, der fruͤhwach aufgeſchwungnen,
Sie droht den unten tief vom Schlummer noch umſchlungnen,
Den jetzt vom Lerchenſchall erſt aufgeſungenen,
Dann von der Adlerkrall' im Nu bezwungenen.
103.
Entraffe dich dem Schlaf, er wirket nichts als Traͤume,
Du biſt berufen wach zu wirken durch die Raͤume.
Der große Koͤnig, der den Orient bezwungen,
Hielt ſchlummernd mit der Hand die Kugel ſtets umſchlungen.
Die Erde ſelbſt, um die das Kriegſpiel er geſpielt,
Stellt jene Kugel vor, die in der Hand er hielt.
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