Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.

Bild:
<< vorherige Seite
108.

a.

Von Ueberzeugungen ein fester Grund gelegt
Muß erst seyn, der den Bau der ganzen Bildung trägt.
Auf schwebendem Gerüst mag dann der Zweifel schwanken
Beim Höherbaun, es wird davon der Grund nicht wanken.

b.

Wer selber zweifelt, kann nicht fremde Zweifel heben,
Und Ueberzeugung nur kann Ueberzeugung geben.
Wenn du der Lehre nicht willst allen Nachdruck rauben,
Must du zum wenigsten solang du lehrst dran glauben.

c.

Das Roß am Wagen merkt des Fuhrmanns Unbestand,
Reißt widerspenstig ihm das Lenkseil aus der Hand.
Und sicher wird der Zucht dein Zögling sich entziehn,
Zuchtmeister, meisterst du mit Sicherheit nicht ihn.

Rückert, Lehrgedicht IV. 4
108.

a.

Von Ueberzeugungen ein feſter Grund gelegt
Muß erſt ſeyn, der den Bau der ganzen Bildung traͤgt.
Auf ſchwebendem Geruͤſt mag dann der Zweifel ſchwanken
Beim Hoͤherbaun, es wird davon der Grund nicht wanken.

b.

Wer ſelber zweifelt, kann nicht fremde Zweifel heben,
Und Ueberzeugung nur kann Ueberzeugung geben.
Wenn du der Lehre nicht willſt allen Nachdruck rauben,
Muſt du zum wenigſten ſolang du lehrſt dran glauben.

c.

Das Roß am Wagen merkt des Fuhrmanns Unbeſtand,
Reißt widerſpenſtig ihm das Lenkſeil aus der Hand.
Und ſicher wird der Zucht dein Zoͤgling ſich entziehn,
Zuchtmeiſter, meiſterſt du mit Sicherheit nicht ihn.

Ruͤckert, Lehrgedicht IV. 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0083" n="73"/>
        <div n="2">
          <head>108.</head><lb/>
          <p> <hi rendition="#aq">a.</hi> </p><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Von Ueberzeugungen ein fe&#x017F;ter Grund gelegt</l><lb/>
              <l>Muß er&#x017F;t &#x017F;eyn, der den Bau der ganzen Bildung tra&#x0364;gt.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Auf &#x017F;chwebendem Geru&#x0364;&#x017F;t mag dann der Zweifel &#x017F;chwanken</l><lb/>
              <l>Beim Ho&#x0364;herbaun, es wird davon der Grund nicht wanken.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <p> <hi rendition="#aq">b.</hi> </p><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Wer &#x017F;elber zweifelt, kann nicht fremde Zweifel heben,</l><lb/>
              <l>Und Ueberzeugung nur kann Ueberzeugung geben.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Wenn du der Lehre nicht will&#x017F;t allen Nachdruck rauben,</l><lb/>
              <l>Mu&#x017F;t du zum wenig&#x017F;ten &#x017F;olang du lehr&#x017F;t dran glauben.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <p> <hi rendition="#aq">c.</hi> </p><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Das Roß am Wagen merkt des Fuhrmanns Unbe&#x017F;tand,</l><lb/>
              <l>Reißt wider&#x017F;pen&#x017F;tig ihm das Lenk&#x017F;eil aus der Hand.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Und &#x017F;icher wird der Zucht dein Zo&#x0364;gling &#x017F;ich entziehn,</l><lb/>
              <l>Zuchtmei&#x017F;ter, mei&#x017F;ter&#x017F;t du mit Sicherheit nicht ihn.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Ru&#x0364;ckert</hi>, Lehrgedicht IV. 4</fw>
        </div><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[73/0083] 108. a. Von Ueberzeugungen ein feſter Grund gelegt Muß erſt ſeyn, der den Bau der ganzen Bildung traͤgt. Auf ſchwebendem Geruͤſt mag dann der Zweifel ſchwanken Beim Hoͤherbaun, es wird davon der Grund nicht wanken. b. Wer ſelber zweifelt, kann nicht fremde Zweifel heben, Und Ueberzeugung nur kann Ueberzeugung geben. Wenn du der Lehre nicht willſt allen Nachdruck rauben, Muſt du zum wenigſten ſolang du lehrſt dran glauben. c. Das Roß am Wagen merkt des Fuhrmanns Unbeſtand, Reißt widerſpenſtig ihm das Lenkſeil aus der Hand. Und ſicher wird der Zucht dein Zoͤgling ſich entziehn, Zuchtmeiſter, meiſterſt du mit Sicherheit nicht ihn. Ruͤckert, Lehrgedicht IV. 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838/83
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838/83>, abgerufen am 21.11.2024.