Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.84. Laß nur ein Stäubchen Mehl beim Fegen im Mehlkasten, Im Beutel ein Stück Geld auch beim Ausgeben rasten. Wo noch ein Rest ist, stellt die Fülle bald sich her; Doch völlig ausgeleert, das füllt sich nimmermehr. 85. Es ist ein Glück ganz unverhofft dir zugefallen; Nun der zufriedenste wirst du wol seyn von allen. Doch nein, es hat in dir den Wunsch nur aufgeregt, Den Saamen der Begier dir in die Brust gelegt. Du hältst das Glück nur für ein Glückverheißungszeichen, Weil soviel sei erreicht, sei alles zu erreichen. Gib acht, daß übernacht es dir nicht komm' abhanden, Weil unser Zeichen du hast schmählich misverstanden. 84. Laß nur ein Staͤubchen Mehl beim Fegen im Mehlkaſten, Im Beutel ein Stuͤck Geld auch beim Ausgeben raſten. Wo noch ein Reſt iſt, ſtellt die Fuͤlle bald ſich her; Doch voͤllig ausgeleert, das fuͤllt ſich nimmermehr. 85. Es iſt ein Gluͤck ganz unverhofft dir zugefallen; Nun der zufriedenſte wirſt du wol ſeyn von allen. Doch nein, es hat in dir den Wunſch nur aufgeregt, Den Saamen der Begier dir in die Bruſt gelegt. Du haͤltſt das Gluͤck nur fuͤr ein Gluͤckverheißungszeichen, Weil ſoviel ſei erreicht, ſei alles zu erreichen. Gib acht, daß uͤbernacht es dir nicht komm' abhanden, Weil unſer Zeichen du haſt ſchmaͤhlich misverſtanden. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0067" n="57"/> <div n="2"> <head>84.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Laß nur ein Staͤubchen Mehl beim Fegen im Mehlkaſten,</l><lb/> <l>Im Beutel ein Stuͤck Geld auch beim Ausgeben raſten.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Wo noch ein Reſt iſt, ſtellt die Fuͤlle bald ſich her;</l><lb/> <l>Doch voͤllig ausgeleert, das fuͤllt ſich nimmermehr.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>85.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Es iſt ein Gluͤck ganz unverhofft dir zugefallen;</l><lb/> <l>Nun der zufriedenſte wirſt du wol ſeyn von allen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Doch nein, es hat in dir den Wunſch nur aufgeregt,</l><lb/> <l>Den Saamen der Begier dir in die Bruſt gelegt.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Du haͤltſt das Gluͤck nur fuͤr ein Gluͤckverheißungszeichen,</l><lb/> <l>Weil ſoviel ſei erreicht, ſei alles zu erreichen.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Gib acht, daß uͤbernacht es dir nicht komm' abhanden,</l><lb/> <l>Weil unſer Zeichen du haſt ſchmaͤhlich misverſtanden.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [57/0067]
84.
Laß nur ein Staͤubchen Mehl beim Fegen im Mehlkaſten,
Im Beutel ein Stuͤck Geld auch beim Ausgeben raſten.
Wo noch ein Reſt iſt, ſtellt die Fuͤlle bald ſich her;
Doch voͤllig ausgeleert, das fuͤllt ſich nimmermehr.
85.
Es iſt ein Gluͤck ganz unverhofft dir zugefallen;
Nun der zufriedenſte wirſt du wol ſeyn von allen.
Doch nein, es hat in dir den Wunſch nur aufgeregt,
Den Saamen der Begier dir in die Bruſt gelegt.
Du haͤltſt das Gluͤck nur fuͤr ein Gluͤckverheißungszeichen,
Weil ſoviel ſei erreicht, ſei alles zu erreichen.
Gib acht, daß uͤbernacht es dir nicht komm' abhanden,
Weil unſer Zeichen du haſt ſchmaͤhlich misverſtanden.
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Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838/67>, abgerufen am 22.02.2025. |