Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.Und geht verloren auch ein Wort, so ists nicht viel; Denn nur die That ist Ernst, und der Gedank' ein Spiel. Du aber, wenn dir Zeit und Ort und Kraft nicht bleiben Den Ernst zu thun, magst du mit Ernst dein Spielwerk treiben. 79. O wiege dich nicht ein in träumenden Gefühlen, Fehlhoffend Sturm und Brand mit goldnem Duft zu kühlen. Gerade wo den Feind du wähnest überwunden, Im innersten Gemüth wirst du von ihm gebunden. Denn heimlich mit der Lust im Bund ist die Empfindung, Im Kampfe mit der Welt nur ist Weltüberwindung. Drum leb' aus dir hinaus, und steig in dich nur nieder Um auszuruhn und neu hinaus zu leben wieder. Wie selbst den Athem Gott dir dazu hat verliehn, Ihn auszuathmen auch, nicht nur ihn einzuziehn; Und geht verloren auch ein Wort, ſo iſts nicht viel; Denn nur die That iſt Ernſt, und der Gedank' ein Spiel. Du aber, wenn dir Zeit und Ort und Kraft nicht bleiben Den Ernſt zu thun, magſt du mit Ernſt dein Spielwerk treiben. 79. O wiege dich nicht ein in traͤumenden Gefuͤhlen, Fehlhoffend Sturm und Brand mit goldnem Duft zu kuͤhlen. Gerade wo den Feind du waͤhneſt uͤberwunden, Im innerſten Gemuͤth wirſt du von ihm gebunden. Denn heimlich mit der Luſt im Bund iſt die Empfindung, Im Kampfe mit der Welt nur iſt Weltuͤberwindung. Drum leb' aus dir hinaus, und ſteig in dich nur nieder Um auszuruhn und neu hinaus zu leben wieder. Wie ſelbſt den Athem Gott dir dazu hat verliehn, Ihn auszuathmen auch, nicht nur ihn einzuziehn; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0063" n="53"/> <lg n="4"> <l>Und geht verloren auch ein Wort, ſo iſts nicht viel;</l><lb/> <l>Denn nur die That iſt Ernſt, und der Gedank' ein Spiel.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Du aber, wenn dir Zeit und Ort und Kraft nicht bleiben</l><lb/> <l>Den Ernſt zu thun, magſt du mit Ernſt dein Spielwerk treiben.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>79.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>O wiege dich nicht ein in traͤumenden Gefuͤhlen,</l><lb/> <l>Fehlhoffend Sturm und Brand mit goldnem Duft zu kuͤhlen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Gerade wo den Feind du waͤhneſt uͤberwunden,</l><lb/> <l>Im innerſten Gemuͤth wirſt du von ihm gebunden.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Denn heimlich mit der Luſt im Bund iſt die Empfindung,</l><lb/> <l>Im Kampfe mit der Welt nur iſt Weltuͤberwindung.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Drum leb' aus dir hinaus, und ſteig in dich nur nieder</l><lb/> <l>Um auszuruhn und neu hinaus zu leben wieder.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Wie ſelbſt den Athem Gott dir dazu hat verliehn,</l><lb/> <l>Ihn auszuathmen auch, nicht nur ihn einzuziehn;</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [53/0063]
Und geht verloren auch ein Wort, ſo iſts nicht viel;
Denn nur die That iſt Ernſt, und der Gedank' ein Spiel.
Du aber, wenn dir Zeit und Ort und Kraft nicht bleiben
Den Ernſt zu thun, magſt du mit Ernſt dein Spielwerk treiben.
79.
O wiege dich nicht ein in traͤumenden Gefuͤhlen,
Fehlhoffend Sturm und Brand mit goldnem Duft zu kuͤhlen.
Gerade wo den Feind du waͤhneſt uͤberwunden,
Im innerſten Gemuͤth wirſt du von ihm gebunden.
Denn heimlich mit der Luſt im Bund iſt die Empfindung,
Im Kampfe mit der Welt nur iſt Weltuͤberwindung.
Drum leb' aus dir hinaus, und ſteig in dich nur nieder
Um auszuruhn und neu hinaus zu leben wieder.
Wie ſelbſt den Athem Gott dir dazu hat verliehn,
Ihn auszuathmen auch, nicht nur ihn einzuziehn;
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